Eigentlich wollten wir unseren Freunden hinterher gehen, ganz spontan, denn die brachten uns auf die Idee, diesen Berg überhaupt in unseren Fokus kommen zu lassen. Im Schatten des Wiesbachhorns, der Bratschenköpfe und der Klockerin, taucht die Hohe Dock (3348m) auch kaum in einem unserer Führer auf. In diesem Gebiet werden eben immer nur die oben genannten Berge aufgelistet, die Hohe Dock geht irgendwie unter.

Es ist auch genau der Berg, der Wu in seiner Sammlung fehlte – sonst hat er alle drum herum im Winter gemacht. Also gab es schon zwei Gründe, sich zu einer – für uns – sehr frühen Zeit aus dem Bett zu quälen. Wir sind wirklich so unendlich schlecht beim frühen Aufstehen. Jedenfalls waren die Rucksäcke am Samstag (22.08.) schnell gepackt und wir saßen im Auto auf dem Weg nach Ferleiten. Es würde eine lange Tour werden und MTB´s wären sicher für den ersten Teil der Strecke gar keine schlechte Idee. Wir hatten sie allerdings zu Hause gelassen. Also ging es vom Parkplatz Tierpark Ferleiten zunächst die Forststraße taleinwärts Richtung Vögerlalm. Die ersten Kilometer sind sehr flach und der Höhengewinn gleich null.

Endlich Almgelände – aber Straßenlärm

Ab der Vögerlalm ging es dann in einer seichten Steigung über wunderschönes Almgelände, den Mainzer Weg hinauf. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings wirklich. Man könnte auch meinen, man befände sich in der Nähe einer Formel 1-Strecke die ersten zwei Stunden lang. Die Großglockner Hochalpenstraße ist lärmtechnisch unser lauter Begleiter gewesen und das nervte tatsächlich etwas. Gar nicht nervte allerdings der Überschuss an Murmeltieren, die ständig unseren Weg kreuzten oder einfach nur auf umliegenden Steinen in der Sonne lagen. Lange Zeit ging es wirklich nur mäßig steigend hinauf über den Mainzer Weg, doch irgendwann begannen dann die Serpentinen, die uns entlang eines großen Bachs, steil nach oben führten. Endlich machten wir Höhenmeter, wir waren bisher komplett alleine. Die Schwarzenberghütte – unser erstes Zwischenziel – thronte weit oben gut sichtbar. Das machte uns nur deutlich, wie weit es noch war und wir stiegen schon fast mediativ die Serpentinen nach oben. Dann querten wie eine Hängebrücke und das Gelände steilte noch mal deutlich auf. Plötzlich ging es ganz schnell und wir fanden uns auf der sonnigen Terrasse der Schwarzenberghütte wieder. Ein paar Bergsteiger hatten dort oben geschlafen, waren aber schon lange unterwegs zur Hohen Dock, so dass wir uns schnell ein Frühstück gönnten, bevor es weiter ging. Die Hohe Dock hüllte sich allerding die ganze Zeit in Nebel und wir hatten keine Sicht auf den Gipfel – bisher hatten wir leider auch noch keine Sicht auf unsere Freunde Lucy und Philipp. Die nächsten zehn Minuten ging es von der Hütte aus erst einmal westwärts, bis wir eine Abzweigung erreichten, der wir in Richtung eines Schuttfelds folgten. Das Schuttfeld galt es zu queren, bevor wir dann ganz steil zur Remsschartl hinaufstiegen.

Ein Aufstieg der seinesgleichen sucht: Der Grat zum Gipfel der Hohen Dock

Wir kamen uns kurzzeitig vor, wie beim Aufstieg in Kirgistan – weicher Sand machte den Aufstieg etwas anstrengender. Vor uns machte sich dann schon der große Grat-Rücken der Hohen Dock bemerkbar. Was wir unten an fehlender Steilheit hatten, machten wir spätestens jetzt wieder gut. Steile 800 HM Grat lagen nun vor uns….allerdings fast durchgehend Drahtseil-versichert. Die Schwierigkeiten hielten sich soweit in Grenzen – ausrutschen ist trotzdem eine schlechte Idee und für nicht ganz trittsichere Geher, ist ein Klettersteigset sicherlich auch empfehlenswert. Der Fels hat eine sehr interessante Struktur und war am Samstag relativ feucht.  Im oberen Bereich eben auch sehr bröselig. Die letzten 100 Meter geht man dann wirklich, fast ohne Höhengewinn, über den sehr ausgesetzten Grat hinüber zum Gipfelkreuz, dass so mäjestetisch dort steht, dass es schöner kaum sein könnte. Den Gipfel der Hohen Dock (3348m) haben wir nicht ganz für uns – teilen diesen aber nur mit vier weiteren Bergsteigern. Und nachdem sich der Gipfel den ganzen Tag überwiegend in Nebel hüllte, saßen wir für ein kurzes Zeitfenster jetzt sogar in der Sonne und konnten unsere kleine Gipfeljause genießen.

Tanzeinlagen am Grat der Hohen Dock

Bevor wir uns an den langen langen Abstieg machen würden, schossen wir noch einige Bilder und genossen den Ausblick auf die umliegenden, bekannten Berge. Und dann packten wir zusammen, stiegen ab. Zunächst wieder über den langen Grat, dann am Stahlseil entlang. Runter geht das ganze auch immer um einiges schneller als rauf und daher erreichten wir dann schnell wieder die Remsscharte, auf der wir uns entschlossen, auch noch den etwas weiter unten liegenden Steinkarlkopf (2520m) zu gehen. Dazu mussten wir nur die Scharte hinunter und dann etwa 25 Meter noch mal bergauf – ganz unschwierig. Auf dem Gipfel des Steinkarlkopfs stand wohl mal ein Kreuz, aber jetzt sind nur noch die Überreste der Sicherungen da. Also nur ein einfaches Bild und schon ging es für uns wieder hinunter zur Schwarzenberghütte. Dieses Mal war die Terrasse voll und wir genossen einen Kaffee und super leckeren Kuchen, bevor es dann die vielen Serpentinen wieder hinunter nach Ferleiten ging. Irgendwann war dann auch wieder Licht am Ende des Tunnels und wir erreichten den Parkplatz in Ferleiten nach einem wundervollen, aber langen Tag. Mit 2300HM und rund 25KM kann man seinen Tag so, schon sehr schön ausfüllen.