Jippi, wir sind in den Westalpen unterwegs. Als erstes haben wir uns das Aostatal raus gesucht, südlich von Chamonix. Den ersten Tag unseres Urlaubs haben wir dann auch direkt für die Anfahrt dorthin genutzt und sind in lockeren acht Stunden am Parkplatz Pont im Talschluss angekommen. Der Parkplatz und der große Campingplatz sind Ausgangspunkt für Besteigungen des Gran Paradiso oder den umliegenden Gipfeln rund um das Riffugio Vittorio Emanuelle (2735m). Auch wir sind nach einer eher unentspannten Nacht im Kombi um 08:00 in der Früh mit einigen Mitstreitern auf den Weg zum Riffugio.
Eine Nacht im Kombi – Parkplatz Pont ©www.wusaonthemountain.at
Start Richtung Riffugio 08:00, 16.08.2013 ©www.wusaonthemountain.at
Die Sonne scheint, die Stimmung steigt mit den ersten Metern und die erste kurze Auseinandersetzung folgt: „Schatzi, hast Du Leukoplast eingepackt? Mhmmmm, ich weiß nicht. Ne ich glaube, ich habe es im Auto vergessen!“ Umdrehen? Ne das kam natürlich nicht in Frage. Also haben wir die nächsten Höhenmeter über einen schönen Steig im Wald still zurückgelegt. In der Hoffnung, das Blasen nicht ein Teil unserer nächsten Tage werden. Aber die Stille hat nur ein paar Minuten angehalten. Dann haben wir uns schon wieder köstlich über die 100.000 Serpentinen hinauf Richtung Riffugio amüsiert. Panorama-Weg der Extraklasse und das ganze mit Westalpen-Ausrüstung im Rucksack.
Aufstieg Riffugio ©www.wusaonthemountain.at
Da wünscht man sich doch immer ganz schnell wieder die Turnschuhe herbei.  Am hübschen Riffugio nach recht überschaubaren 800HM  angekommen, wurden wir direkt durch nette Hüttenwirtsleute empfangen. Trotz eines vorher reservierten Lagerplatzes, haben wir ein 4-er Zimmer ergattern können! Damit konnte zumindest das Schnarch-und Geruchskonzert auf ein minimalstes reduziert werden. Und da der Tag noch recht jung war, haben wir uns gedacht, wir könnten gleich einmal den weiteren Anstieg auf den LA TRESENTA (3609m) starten. Den Gipfel konnte man schon in der Ferne sehen, allerdings nicht, ob wir die Gletscherausrüstung brauchen. Wu wollte es eigentlich gemütlich angehen, und lieber ganz auf der Hütte bleiben, aber ich wollte unbedingt noch weiter um meinen ersten Gipfel im Ausland zu sammeln. Die Sonne schien mittlerweile ziemlich stark und die Temperaturen waren auch eher heiß. Nichts desto trotz sind wir also mit der vollen Ausrüstung weiter. Der so schön aussehende Gipfel in der Ferne verriet uns vorher leider nicht, dass er ein einziger Steinhaufen ist und man über scheinbar nie enden wollende Blockkletterei nur langsam voran kommt.
Aufstieg LA TRESENTA (3609m) ©www.wusaonthemountain.at
Ach und wir haben schnell feststellen müssen, dass man für die diese Tour nicht einmal schwere Bergschuhe benötigt, da sich der „Gletscher“ spaltenfrei gezeigt hat und wir ihn auf unserem Weg sogar nur kurz gestriffen haben. Aber wie sagen wir immer so schön: Alles Training! Ich gebe zu, ich weiß nicht, ob es an der Hitze, dem Gewicht, der Höhenluft oder der ganzen Steigerei lag, ich habe mich beim Aufstieg komplett ins Aus geschossen. Am Gipfel habe ich erst einmal kurz sitzen müssen! Danach konnten wir uns riesig freuen, denn der Gipfel ist wirklich lohnenswert.
Gipfel LA TRESENTA ©www.wusaonthemountain.at
Wir hatten einen super Ausblick, vor allem auf den Gran Paradiso. Was für ein Auftakt: Hallo WESTALPEN! Den Abstieg haben wir schnell meistern können und haben dann entspannt nach unseren ersten 1700HM auf der Terrasse gesessen. So viel zum Thema wir lassen es locker angehen. Das Abendessen viel relativ üppig aus, auf Nachfrage gab es sogar Nachschlag! Unsere Zimmernachbarn haben wir dann auch kennengelernt. Zwei deutlich ältere Herren aus Frankreich, der eine mit einem mysteriösen Hut und der andere mit Cilao Rennrucksack, so stark ausgeblichen, dass er nun eher weiß, als bunt gewesen ist. Allerdings haben wir leider auch die italienischen Standards der Hütten kennengelernt. Die Hütte ist grundsätzlich zu empfehlen, aber man sollte auf einiges gefasst sein: Für Männer und Frauen gemeinsame Löcher im Boden fürs alltägliche Geschäft, wirklich keine Klo´s sondern LÖCHER im Boden mit Spülung, und Zähneputzen während neben einem gerade das große Geschäft erledigt wird. Mhmmmm was kann man sich besseren morgens um 04:00 in der Früh vorm starten vorstellen? So früh sind wir nämlich aufgestanden um unseren Trip auf den Gran Paradiso, den höchsten Gipfel Italiens zu beginnen. Eigentlich wollten wir um 05:00 starten, daraus wurde nach dem Frühstück allerdings 05:20 da ich noch mal zur Toilette musste, aber den Gurt schon anhatte. Typisch ich!
Zum Start unserer Tour war es noch dunkel, die meisten allerdings alle schon unterwegs. Als einer der letzten sind wir los gegangen, und haben bei Sonnenaufgang den Gletscher erreicht. Bis dahin konnten wir schon einige Gruppen überholen. Schnell die Steigeisen an und das Seil angelegt, ging es zügigen Schrittes die erste Steilstufe hinauf. Ich weiß leider nicht, wie oft ich eigentlich auf´s Seil gestiegen bin. Wu hat jetzt jedenfalls bis an sein Lebensende „freies“ alkoholfreies Weißbier auf der Werfener Hütte. Es kommt ein bisschen das Autobahn-Feeling auf nach dem wir in der zweiten Steilstufe des Gletschers ankommen.
Kurze Pause am Gletscher unterhalb des Gran Paradiso ©www.wusaonthemountain.at
Menschenmassen, die wir nach und nach einholen und uns vorarbeiten. WU hat irgendwann mittendrin mal kurz auf die Tube gedrückt und ich musste mal kurz hinterher hetzen. Mir ist die Luft zum meckern weg geblieben. Aber wie Wu so schön gesagt hat: “ Die vor uns gingen mir einfach auf den Keks!“, tja was sollte ich da noch sagen? Nach dem sich mein Puls und meine Atmung wieder beruhigt haben, wir wieder ein gutes Tempo gegangen sind, sind wir auch schon fast vorm Gipfelaufbau gewesen.
Seracs unterhalb der letzten Steilstufe ©www.wusaonthemountain.at
Noch an zwei/drei Spalten vorbei, kann ich heute sagen, das der Gletscher größtenteils ungefährlich ist. Unterwegs getroffen, haben wir auch wieder unsere Zimmernachbarn. Der eine trug die ganze Zeit seinen Hut. Das sah völlig crazy aus. Und als eine der ersten Bergsteiger am Gran Paradiso, konnten wir die letzten Meter Richtung Madonnen-Statue klettern. Nach 4 Stunden und 1400HM Aufstieg haben wir den Gipfel sogar für ein paar Minuten für uns alleine!

Was für eine Aussicht … ©www.wusaonthemountain.at
Gipfel Gran Paradiso (4061m) am 17.08.2013©www.wusaonthemountain.at
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Gipfel Gran Paradiso ©www.wusaonthemountain.at
Ausblicke am Gran Paradiso ©www.wusaonthemountain.at
Glückseeligkeit macht sich breit! Mein erster 4000ener und WU´s Wunsch mal den Gran Paradiso zu gehen erfüllt sich dadurch auch. Und im Hintergrund steht er schon, der Mont Blanc in seiner ganzen weißen Pracht! Aber bevor wir in die Ferne schweifen konnten mussten wir erst einmal wieder den Gipfel abklettern. Das erwies sich als nicht ganz einfach. Nicht, weil die Kletterpassagen so schwer waren, sondern eher auf Grund der ziemlich nervösen anderen Bergsteiger, die nicht einmal am Berg etwas Ruhe und Entspanntheit zeigen können. Sondern am besten alle gleichzeitig den Gipfel stürmen wollen. Komischerweise haben sie beim Aufstieg vorher nie einen Stress?! Warum gehen die nicht einfach schneller, warum erst 10m vorm Gipfel?! Wu hat das aber einen Kollegen recht „nett“ mitgeteilt … auch wenn der sicher kein Deutsch gesprochen hat, wusste er was gemeint war.

Gipfel Gran Paradiso am 17.08.13 ©www.wusaonthemountain.at

Da wir mit dem Gran Paradiso schneller fertig gewesen sind, als gedacht, sind wir dann noch am Samstag (17.08) direkt bis zu unserem Auto in Pont abgestiegen. Next Stop: Chamonix, das Bergsteigerwunderland!

Marktplatz Chamonix – im Hintergrund der Mont Blanc ganz links ©www.wusaonthemountain.at
Der nächste Gipfel soll der Mont Blanc sein. Momentan sitzen wir auf Grund eines Schlechtwetter-Fensters am Campingplatz fest und ruhen uns gezwungenermaßen aus. Aber laut aktueller Wetter-Prognose soll es ab Mittwoch wieder perfektes Wetter geben (außer der Wetterbericht ist so unzuverlässig wie bei uns in Österreich). Dann werden wir hoffentlich auf den Mont Blanc starten, einen Schlafplatz haben wir in jedem Fall schon reserviert! Wird es mit dem Wetter nichts, dann fahren wir weiter in die Walliser Alpen. Da gibt es schließlich auch genug zu tun! 🙂