Dem anstehenden Winter trotzen ©www.wusaonthemountain.at
Der Große Hafner (3076m) in der Ankogelgruppe steht zwar im Schatten seiner großen Nachbarn wie Hochalmspitze und der Ankogel selbst – aber dieser schöne Trümmerhaufen, der ganz nebenbei der östlichste 3000er der Alpen ist, steht seinen Nachbarn dafür aber in nichts nach. Da es mein Chef war, der mich auf diesen Berg aufmerksam gemacht hat, müssen wir zugeben, vorher noch nichts von ihm gehört zu haben.

Er steht im Bundesland Salzburg und Kärnten und bietet daher auch zwei Hauptrouten. Die kürzere und komfortablere Route ist sicher von der Kölnbreinsperre im Maltatal aus, die neben der Hüttenübernachtung, auch deutlich weniger Höhenmeter aufweist, während die Route vom Arsenhaus in Muhr im Lungau über die Rotgüldenseen Kondition und starke Oberschenkel verlangt.


Dafür ist sie sicherlich die einsamere Strecke, die aber nicht unterschätzt werden sollte. Wir entschieden uns dann kurzfristig für die Route vom Arsenhaus (1341m) in Muhr. Dort standen wir dann gestern (04.10.), einsam und verlassen auf dem Parkplatz. Nur zwei weitere Autos standen zum eigentlich schon recht fortgeschrittenen Zeitpunkt von 08:15 Uhr dort. Dann ging es auch gleich los – für Wu allerdings ohne seine Stecken, denn die hatte er im nassen Zustand zusammengesteckt gelassen und die waren jetzt irgendwie fest gerostet. Eine ziemlich lange und langweilige Asphaltstraße brachte uns die ersten 400HM in Richtung Rotgüldenhütte.

Abkürzungen im unteren Straßen-Bereich ©www.wusaonthemountain.at
Kurz unterhalb der Rotgüldenseehütte ©www.wusaonthemountain.at

Diese war aber bereits geschlossen – sonst könnte man vom Parkplatz aus, auch ein Shuttle hinauf nutzen, wer möchte. Irgendwann verließen wir die Straße und folgten dem Forstweg und dann über ein paar Serpentinen erreichten wir die Rotgüldenseehütte und den dazu gehörigen unteren See. 

Der untere Rotgüldensee …©www.wusaonthemountain.at
…mit Wu, der Schutzhütte und dem Schilderwald! ©www.wusaonthemountain.at

Von dort bekommt man schon einen ersten guten Überblick über die Entfernungen, die man zurück legen muss. In unserem Fall allerdings erst bis zur Wand über die es hinauf auf den oberen Rotgüldensee geht – denn der Nebel verhindert die Sicht auf die weitere Strecke. Also gehen wir in leichtem Auf und Ab rechts entlang des Sees in den hinteren Bereich.

Rechts vom Wasserfall ging es durch die Wand hinauf…©www.wusaonthemountain.at

Auf der Strecke begegnen wir niemanden, außer einem Hasen-Hinterbeinknochen. Nicht sehr lecker am frühen Morgen, also gingen wir schnell weiter und befanden uns schon inmitten des steilen Pfad´s hinauf zum oberen See. Hier ist alles ziemlich matschig und feucht. An manchen Stellen hing ein altes Stahlseil drin – es gab nämlich Stellen, da wäre ein Absturz nicht gerade förderlich – aber die Benutzung des Stahlseils auch nicht.

…durch mächtig viel Matsch und Grünzeug! ©www.wusaonthemountain.at

Es ist ziemlich steil und daher machten wir in recht kurzer Zeit wirklich Meter. Oben empfängt einen dann ein Latschenwald, durch den man dann schleichen kann. Am oberen See angekommen, haben wir mal kurz inne gehalten. Es ist wirklich idyllisch hier und keine Menschenseele in Sicht.

Ankunft am oberen Rotgüldensee ©www.wusaonthemountain.at
…der einfach nur bombastisch schön ist! ©www.wusaonthemountain.at

Der Steig ist gut markiert, fast zu gut – später wussten wir dann warum. Wir folgen ihm links entlang des See und gelangen in den mühsamsten Bereich der Tour. Blöcke, dort langen überall Blöcke, über die wir dann bestens markiert zum steilsten Bereich des Tages gelangten.

Der Steig führt links entlang des Sees… ©www.wusaonthemountain.at
…stetig bergauf über Blockgelände! ©www.wusaonthemountain.at

Eine Schutt- und Geröllhalde bringt uns steil hinauf in Richtung Wastlkarscharte. Es ist so steil, dass quasi kein Weg mehr zu erkennen ist, hier ist nichts nieder getrampelt und nur die Markierungen, die alle drei Meter gesetzt wurden, zeigten, wo es eigentlich gerade hinauf ging.

Auf dem Weg zur Wastlkarscharte … ©www.wusaonthemountain.at
…im Nebel eröffnete sich noch nicht die Steilheit! ©www.wusaonthemountain.at

Auf Grund des Nebels sahen wir die Steilheit nicht und nur das Ziehen in der Wadenmuskulatur zeigte uns, wie steil es hier war. Wir erreichten die Scharte, die weiterhin so steil war, dass hier Stahlseile verlegt wurden.

Endlich Sonne am Einstieg zur Wastlkarscharte… ©www.wusaonthemountain.at
©www.wusaonthemountain.at

Unten an der Hütte wurde man ausreichend auf Warnschildern, vor allem vor dem Steinschlag gewarnt. Das konnten wir uns gut vorstellen, denn hier ist alles lose. Wir passten gut auf, dass wir keine Steine los traten, da inzwischen ein weiteres Pärchen, das wir überholt hatten, unter uns in der Scharte angekommen war. Irgendwann wird die Scharte so steil, dass kurze Kletterstellen vorhanden sind, ein kleiner Klettersteig, den man bei Trittsicherheit und Schwindelfreiheit auch ohne Klettersteigset gehen kann – aber wir sagen auch, das es nicht zu unterschätzen ist und der Weg bis dahin, schon sehr zornig war.

Leichte Kraxelei… ©www.wusaonthemountain.at
…aber seilversichert zur Klettersteigpassage…. ©www.wusaonthemountain.at
…die Schwindelfreiheit verlangt! ©www.wusaonthemountain.at

Wir kommen oben an der Wastlkarscharte an und genießen das erste Mal einen genialen Ausblick. Wir sind das erste Mal für diesen Tag so richtig raus aus dem Nebel – und der weitere Weg eröffnete sich.

Oben eröffnet sich der Ausblick auf den SW-Grat des Hafners ©www.wusaonthemountain.at

Es geht links im Sinne des Aufstiegs im ständigen Auf und Ab über den ehemaligen Gletscher über Blockgelände nur mühsam in Richtung SW-Grat des Großen Hafners. Das Wastlkarkees ist wunderschön – bietet aber nur einen sehr geringen Anteil des Gletschers. Trotzdem queren wir drei Schneefelder bis wir dann etwas steiler über Blockgelände zum Einstieg des SW-Grates gelangen.

Wastlkarkees und der SW-Grat des Hafners und der Gipfel ©www.wusaonthemountain.at
Reste des Wastlkarkees ©www.wusaonthemountain.at

Das Blockgelände ist etwas mit Reif überzogen, dass auch den besten Grip unter den Schuhen versagen ließ. Aber wir kamen, voll konzentriert, trotzdem Meter für Meter höher. Am Wastlkarkees trafen wir noch auf zwei weitere Bergsteiger, die wir aber bereits auch schon hinter uns gelassen hatten und kamen dann am Felsgrat der Marschschneid an.

Aufstieg und Kraxelei zur Marschschneid ©www.wusaonthemountain.at

In leichter aber schöner Kletterei (Seilversichert) geht es die ersten Meter den SW-Grat hinauf.

Die Marschschneid – da geht´s jetzt rauf ©www.wusaonthemountain.at

Dort war es dann auch vorbei mit der Ruhe – bisher hatten wir insgesamt vier Personen gesehen, jetzt hatten wir mindestens vier Personen, die sich zeitgleich mit uns am Grat befanden.

Aufsteig über den SW-Grat zum Hafner ©www.wusaonthemountain.at

Weiter ging es dann über den breiten Block-/Trümmer-Rücken hinauf in Richtung Gipfelkreuz. Hier habe ich auch das erste Mal Büßereis aus Stein gesehen.

Friedhof am SW-Grat? ©www.wusaonthemountain.at
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Massig Steinplatten sind hier aufgestellt und es wirkt sehr surreal.

So darf es bleiben ©www.wusaonthemountain.at

Wir kommen den Gipfel näher. Das Kreuz steht noch mal etwas ausgesetzt…aber trotzdem gut zu erreichen. Wir teilen uns den Gipfel mit einem weiteren Pärchen, dass auch so lieb war und das Bild von uns gemacht hat.

Kurz unterhalb des Gipfels… ©www.wusaonthemountain.at
Gipfel Großer Hafner (3076m) am 04.10.2014
Ausblick vom Gipfel ©www.wusaonthemountain.at

Nur Aussicht hatten wir nicht wirklich eine, dafür aber das erste Mal eine Jause mit am Berg. 😉 Die hat ziemlich gut geschmeckt und dann machten wir uns zügig an den Abstieg, denn der verhieß auch noch einige Zeit in Anspruch zu nehmen.

Über die gleiche Strecke ging es retour und als wir unten am Wastlkarkees waren, hörte ich einen Schrei oben am Grat und danach zwei große Steinbrocken die Wand hinunter fallen. Da ich mir nicht sicher war, ob ich wirklich ein Schrei gehört hatte und auch niemand zu sehen war, gingen wir weiter hinunter. Als wir bereits fast am oberen Rotgüldensee waren, flog allerdings schon der Hubschrauber in Richtung des Hafners…Ob doch etwas passiert war? Wir hätten natürlich sofort geholfen, haben aber einfach nichts gesehen.

Abstieg über die Wastlkarscharte ©www.wusaonthemountain.at

Also machten wir uns an den weiteren Abstieg, der gefühlt unendlich lang war. Aber die Rotgüldenseen sind wirklich ein Besuch wert. Zurück am Auto, waren wir dann aber froh und machten uns auf den schnellsten Weg zum Reitsamer Hof auf ein gutes Abendessen!

Insgesamt eine sehr lohnende Tour: Einsam, anspruchsvoll und nicht zu unterschätzen, aber man wird mit einem tollen Panorama belohnt.

Mit on Tour war bereits unser Salomon XALP Carbon Schuh – der uns besten Dienst geleistet hat! Der Review zu diesem neuen Highlight aus der Salomon X-ALP Kollektion kommt hier in den nächsten Tagen!