Die Ausbildung der Salzburger Bergrettung endet mit dem einwöchigen Eiskurs auf der Warnsdorfer Hütte – also habe ich dieses Jahr das Vergnügen gehabt mit weiteren 43 anderen Bergrettern eine Woche intensive Schulung und Ausbildung zu durchleben. Highlight der Ausbildung ist der Tourentag: Wir planen den Aufstieg auf den Gr. Geiger über den Nordgrat in unserer Kleingruppe rund um Ausbilder und Bergführer Markus Amon. Mit dabei sind Philipp, Hannes, Nick, Felix und Roli sowie meine Wenigkeit.

Frühes Frühstück und flotter Abmarsch

Etwas früher als die restliche Woche frühstücken wir bereits um 06:00 Uhr, um frühzeitig aufzubrechen. Neben uns hat eine weitere Gruppe den Aufstieg auf den Gr. Geiger geplant. Dazu steigen wir hinter der Hütte in Richtung Gamsspitzl auf. Ein klassischer Steig im oberen Teil durch einiges an Blockgelände des Käferfelds. Sicht haben wir kurzzeitig leider überhaupt nicht, aber je höher wir kommen umso besser wird es. In der Scharte unterhalb des Gamsspitzl (2.888m) machen wir uns für die Gletscherbegehung des Obersulzbachkees bereit. Ein langer Weg liegt noch vor uns zum Einstieg des Nordgrats des Gr. Geiger.

Runter, rauf, queren, rauf – Einstieg Nordgrat Gr. Geiger

Die ersten 100 Höhenmeter steigen wir erst einmal wieder runter und orientieren uns an einer Felsrippe, die sich vom Kleinen Maurerkeeskopf nach unten zieht. Wir queren drüber und anschließend unterhalb des Maurerkeeskopfs über das Gletscherbecken in Richtung Nordgrat des Gr. Geiger. Inzwischen heißt uns die Sonne ganz schön ein und das gute Tempo, dass wir gerade gehen. Der Ausblick auf den Gr. Geiger lässt die Spannung steigen, unsere Augen suchen bereits nach der besten Einstiegsmöglichkeit auf den Nordgrat. Dazu finden wir einen steilen Bereich, bei dem wir gut stehen und uns für die anschließende Kletterei vorbereiten können. Ich darf mit Hannes und Nick eine Seilschaft gründen. Hannes ist unser Vorsteiger, Nick und ich gehen mit Seilweiche hinterher. 

Blockgrat im stellenweise 3. Schwierigkeitsgrad

Hannes steigt souverän vor und ziemlich flott. Gemeinsam mit Nick muss ich schauen, dass wir zügig nachkommen. Immer wieder wechselt Klettern mit Steigen ab. Eine angenehme Mischung aus Anspannung und Entspannung mit sensationellen Ausblicken. Nach rund 150 Höhenmetern erreichen wir einen breiteren Rücken: Wir pausieren hier kurz und steigen dann weiter in Richtung Gipfel auf.  Wir gehen nun in der rechten (westlichen) Flanke weiter – durch Blockwerk, mit einer deutlichen Schneeauflage. Der weitere Anstieg wird zum Gipfel hin wieder steiler und wir müssen wieder mehr klettern. Es wird zudem deutlich eisiger und die Kletterei dadurch noch einmal anspruchsvoller. Wir kommen dennoch sehr gut voran und steigen nahe des Gipfelkreuzes aus der Flanke raus. 

Kurzer Gipfelmoment und Abstieg über den Normalweg

Über die Flanke des Normalweges steigen wir erst einmal ab um dann das Maurerkees kurz unterhalb des Kleinen Maurerkeeskopf zu queren. Wir steigen steil auf das Maurerkeestörl hinauf. Dort oben fröhnen wir noch einmal dem Handyempfang. Ruhig ist es gewesen in dem Moment – es muss extrem amüsant ausgeschaut haben. Dann steigen wir in das Obersulzbachkees ab, versuchen abermals nicht zu viel Höhe zu verlieren, queren über eine Felsrippe zurück auf das Krimmlerkeestörl. Geschafft. Weg mit der Gletscherausrüstung und runter zur Warnsdorfer Hütte auf ein kühles Bier. Nach 1.500 Höhenmetern und einem tollen Gipfel, haben wir uns das auch verdient.

 

Und für die, die es interessiert: Den letzten Ausbildungskurs der Bergrettung Salzburg habe ich bestanden. Damit bin ich jetzt seit Ende Juli 2020 fertig ausgebildete Salzburger Bergretterin. Mein ganz besonderer Dank geht an Markus, von dem ich in dieser intensiven Woche so viel lernen durfte und für die Geduld mit mir. Gott sei Dank habe ich vorab so viel für meine Kondition getan. 🙂 Und natürlich Danke an meine Team-Kollegen. Das Gemeinschaftsgefühl war gigantisch und ich habe mich extrem wohl gefühlt. Dankeschön!  Im übrigen ist Christian damals bei seiner Ausbildung auch mit Markus auf den Gr. Geiger über den Nordgrat aufgestiegen.