Eine Busfahrt nach Innsbruck ist lustig. Mit 27 Leuten umso mehr. Und wenn dann noch das Ziel passt, dann ist die Begeisterung groß. Nicht aber wenn für die Stubaier Alpen die Lawinenwarnstufe 4 ausgesprochen wird, es gerade aus Kübeln schüttet und vier Tourenführer auf der Raststätte bei Innsbruck die schwere Entscheidung treffen müssen, dass die diesjährigen AV-Werfen Skitourentage sprichwörtlich ins Wasser fallen müssen.

Alternativen schaffen und glückliche Gesichter zaubern

Aber der AV-Werfen wäre nicht der AV-Werfen, wenn wir nicht kurzerhand das Beste aus der Sache machen. Wir finden ein Alternativprogramm: Brauhaus Traunstein inklusive Führung und Essen – und das Versprechen, dass wir am Samstag und Sonntag tolle Touren in den heimatlichen Gefilden gehen würden.

Traumwetter und der vierte Winteranlauf auf den kleinen Pleißlingkeil

Wu und ich haben in diversen Formationen schon öfter einen Versuch gestartet via Ski auf den kleinen Pleißlingkeil zu kommen. Im Sommer waren wir schon oben bei unserer Runde über ein paar Gipfel. Im Winter haben wir allerdings drei Mal umgedreht. Aber nicht heute. Wir treffen uns um 08:00 am Treffpunkt und fahren in Fahrgemeinschaften nach Untertauern. Die Sonne schien. Die Wolken waren verschwunden.

Minus zehn Grad am Parkplatz der vorderen Gnadenalm. Es ist zapfig – so richtig zapfig. Aber auch so richtig winterlich. Und das Mitte März. Endlich ist er da, der Winter. Nach der obligatorischen Piepskontrolle starten wir zügig in Richtung Sonne und dieses Mal wird es wohl etwas werden. Die ersten Meter geht es entlang der Langlaufsstrecke flach zur hinteren Gnadenalm. Und dann wurde es auf den ersten Höhenmetern auch so richtig warm und die dicken Jacken wanderten in den Rucksack.

Wenn die Südwiener Hütte lockt

In einigen Spitzkehren kommen wir der Südwiener Hütte schnell nahe. Wir gehen allerdings trotz verlockendem Zuruf der Hüttenwirtin links an ihr vorbei – reservieren allerdings schon zwei Tische für später auf Zuruf. Von der Hütte gehen wir dann südwärts zunächst flach, dann durch eine Mulde in einen kleinen Sattel. Pulver satt – Wahnsinn. Auf die Abfahrt freuen wir uns schon jetzt. Aber erst einmal fahren wir alle mehr oder minder gut mit den Fellen und offenen Ski ein kleines Stück wieder bergab. Ich schaffe es dieses Mal Sturz-frei. Und dann machen wir erst einmal eine Trinkpause.

Ich weiß gar nicht ob die Hitze uns so durstig gemacht hat, oder die unendlich vielen Gespräche die wir so führen und den Mund austrocknen, weil wir so viel lachen. Wir sind eine richtig coole Gruppe. Wir halten uns links ostwärts und steigen durch eine weitere Mulde auf einen Rücken auf. Endlich sehen wir den Gipfel. Südostwärts geht es weiter über welliges Gelände unter den Gipfelaufbau.

Gipfelfreuden, Sonne satt, Pulverabfahrt und zweiter Gipfel

Wir steigen zuletzt über einen steilen Schlußhang zum Gipfelgrat und zum Gipfel hinauf. Wir teilen uns etwas auf, weil es windig ist am Gipfel. Wu und ich finden noch Zeit für ein paar Bilder, Christoph auch. Bei unserem vierten Anlauf haben wir es also nun endlich einmal geschafft. Gutes Gefühl. Wir fahren gemeinsam alle ab und genießen die ersten Pulverschwünge und die Sonne, die uns auch ein paar Sonnenbrände bescherte. In der Mulde fellen wir für die zehn Höhenmeter wieder auf. Als wir den Sattel erreichen entscheiden wir uns noch dazu, den links von uns stehenden Gipfel des Scheibenkogels „mitzunehmen“.

Der ist schnell geschafft und die Abfahrt ist ein großer Spaß. Wir landen an den zwei reservierten Tischen der Südwiener Hütte und lassen es uns gut gehen. Einige fellen noch einmal auf und gehen noch schnell den Hüttengipfel des Spirzingers. Es ist laut an unseren Tischen und wir unterhalten sicherlich wieder alle Gäste der Hütte. Aber dafür sind wir bekannt: Hüttengaudi inklusive. Wu und ich fahren am Nachmittag ab, gemeinsam mit drei anderen. Die Skatingstrecke hatten wir unterbewusst verdrängt, wurden uns dann aber schnell wieder bewusst, dass die jedes Mal nervt. Wir haben knappe 1400 Höhenmeter an diesem Tourentag gemacht. Es müssen wohl nicht immer die 3000er sein um Gaudi zu haben.