Jetzt fragt Ihr Euch sicher, warum ich einen Post über diesen Klettersteig mache? Über diesen Klettersteig, den man vor allem im Salzburger Land zu genüge kennt. Ich sag Euch warum. An diesem Klettersteig sehe ich für mich am besten, welche Fortschritte ich sowohl konditionell, als auch alpinistisch in den vergangenen vier Jahren gemacht habe. Natürlich habe ich erst vor zwei Wochen gesehen, welche Fortschritte ich gemacht habe, als ich am Mont Blanc stand, aber ich wollte unbedingt noch einmal diesen Klettersteig gehen. Vor exakt vier Jahren, im November bin ich diesen Klettersteig, damals als ersten überhaupt gegangen, gemeinsam mit Daniel O., dem ich diesem Beitrag widme! 🙂 Ich war ein kompletter Nerd, hatte von Bergen so viel Ahnung, wie vom Schach spielen. Nämlich keine, geschweige denn, das ich konditionell diesem Steig überhaupt gewachsen war. Wir haben ihn trotzdem damals irgendwie gemeistert.
Ich mehr schlecht als recht. Jedenfalls wollte ich nun unbedingt noch mal hin, zu diesem Klettersteig diesmal mit Wu, der den auch noch nicht gegangen ist. „Puhhh, wieder ne Tour in Deutschland?“, war alles was er dazu sagte. Aber mir zu liebe ist er gestern (04.09.) natürlich mitgegangen. Gestartet sind wir gemütlich um 08:30 am Parkplatz in Ettingen in Richtung Scheibenkaser. Bis zum Einstieg zum Klettersteig sollen es vom Parkplatz aus rund drei Stunden sein. Wu war etwas verwundert über die „doch“ so alpine Tour, denn in drei Stunden sagt er, sei er schon ziemlich weit oben. 😉 Über den schönen Waldweg und Steig in Richtung Scheibenkaser waren wir vollkommen alleine.

©www.wusaonthemountain.at
Siehe da, der Weg kam mir auch gar nicht mehr so lange vor und überhaupt war er auch gar nicht mehr so anstrengend. Wir standen nach nur einer Stunde am Scheibenkaser und nach weiteren 20min. am Ankleideplatz des Steigs. Wu war zunächst etwas komisch beim Anblick der doch 400 Meter hohen Felswand, über die der Steig führt. Er vertraut fremd angelegten Seilen im Fels eher weniger – aber wir waren mit positiver Stimmung unterwegs. Schon kurz nach dem Einstieg waren wir wieder im Klettersteig-Flow, bis wir auf die ersten Klettersteig-Geher trafen. Geschätzt, waren da älterer Herr und Tochter unterwegs. Diese ließen uns gleich überholen und trällerten noch, dass sie nicht so schnell seien, weil es sein erster Klettersteig überhaupt sei. Finde den Fehler, haben wir uns dabei nur gedacht. Wir sollten zu einem späteren Zeitpunkt damit Recht behalten. Jedenfalls sind wir fröhlicher Stimmung über die erste kleine Schlüsselstelle geklettert (D) und haben wieder etwas Vorsprung auf die zwei hinter uns erlangt.
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Dann plötzlich: Schwindel bei mir. Aus dem heiteren Nichts. Unterzuckert! Irgendwie waren die letzten drei Wochen Urlaub dann doch ziemlich anstrengend für mich. Ich musste mich mal kurz nieder setzen. Dringend sofort Müsliriegel-Nachschub – die Reserven sind leer. Dabei habe ich mich doch noch vor zwei Sekunden gut gefühlt. Die beiden hinter uns haben uns wieder überholt. Leicht gelächelt haben sie, natürlich klar. Erst überholen wir sie und dann sitze ich da. ;/ Aber mein kurzes Power-Napping war schnell beendet und so sind wir weiter in Richtung Gipfel Berchtesgadener Hochthron. Der Klettersteig verlangt mittlerweile keine größere Anstrengung mehr für mich, wenn gleich natürlich Aufmerksamkeit zu jeder Zeit gefragt ist. Der Steig ist extrem gut eingebaut und zieht eine sehr schöne Linie.
04. September 2013 – der Fotoquergang ©www.wusaonthemountain.at
November 2009 – der Fotoquergang ©www.wusaonthemountain.at
Wirklich empfehlenswert. Ungefähr bei der Hälfte der Tour sollte uns dann das „Erstlings-Klettersteig Paar“ wieder unterkommen. Nachdem wir auf Höhe des „Hangelquergang“ wieder „angeschlossen“ haben, kommen wir gerade um die Ecke, als das passiert, was im Klettersteig einfach nie passieren darf.
Kurz vorm Sturz des älteren Herren… ©www.wusaonthemountain.at
Ein Klettersteigsturz, wie er im Buche steht und wie man ihn nie sehen will. Kopfüber, mit dem Gesicht nach außen, einem Bein, das unter dem Stahlseil verdreht hängt kommt uns der ältere Herr mit voller Wucht entgegen. Unser Atem bleibt kurz weg, ich drehe mich zu Wu um. Mein erster Gedanke: „Tod durch Genickbruch – bitte sag doch irgendetwas!“ Außerdem spreche ich mein erstes St0ßgebet zum Himmel aus, nachträglich. Gott sei Dank hat sein Gurt und das Klettersteigset gehalten, sonst wäre er in schlimmster Manier 300 Meter in die Tiefe an uns vorbei geflogen. Er hat sich sammeln müssen, sagt dann aber recht zeitnah, dass ihm nichts weh tue. Er habe nur einen Krampf in der rechten Wade. Wahnsinn – so ein Glück! Aber totale Überforderung, sich auch nur irgendwie wieder in eine aufrechte, stehende Position zu bringen. Wieder mal ein Beweis dafür, dass Klettersteig-Anfänger nichts in einem C/D-Klettersteig zu suchen haben. Wir haben gefühlte 100.000 mal gefragt, ob es ihm eh gut gehe und ob er klar kommt. Er hat alles mit einem klaren Ja beantwortet. Und nach dem er nun irgendwie sich etwas niederhocken konnte, sind wir an den zwei vorbei geklettert. Wir haben uns noch abgesichert, dass sie auch ein Handy dabei haben, dass wenn es von Nöten ist, sie die Bergwacht/Bergrettung anrufen können. Hatten sie. Also sind wir weiter Richtung Ausstieg und hofften auf keine solcher weiteren Geschehnisse.
…das war kurz vorm Sturz ©www.wusaonthemountain.at
…interessante Stimmung im Steig… ©www.wusaonthemountain.at
Kurz vorm Ausstieg – vor vier Jahren, war hier eine Gipfelwechte! ©www.wusaonthemountain.at
Die letzten Meter des Steig sind nach wie vor sehr ansprechend und nur noch eine kleine schwierigere Stelle ist zu meistern. Dann endlich nach turbulenten Zeiten im Steig waren wir oben. Ein paar kurze Schritte noch bis zum Gipfelkreuz, dass wir leider mit unzählig vielen Anderen teilen mussten.
Berchtesgadener Hochthron ©www.wusaonthemountain.at
Schnell zum Stöhrhaus – da gibt es wenigstens etwas zu essen! Auch den Steig habe ich im Gegensetz vor vier Jahren ziemlich flott erledigen können. Und keine „Gipfelwechte“ die ich diesmal überwinden musste! 🙂 Der Abstieg erfolgt über einen schönen Steig wieder zurück zum Scheibenkaser (dort haben wir von einem anderen Kletterer erfahren, dass der Herr von der Bergrettung mit dem Hubschrauber geholt worden ist) und dann retour zum Parkplatz in Ettingen. Mein Fazit: Es war mir ein Anliegen unbedingt noch mal den Steig zu gehen. Irgendwie ist er auch jedes Mal mit Erlebnissen positiver wie negativer Momente behaftet. Fitter bin ich um Längen, alpinistisch erfahrener auch, aufgeregt bin ich gar nicht mehr und ich kann die Umgebung aktiv wahrnehmen. Es hat sich also in den drei Jahren mit WU ziemlich viel getan und darüber bin ich sehr glücklich! 🙂 Den Klettersteig an sich, kann ich jedem empfehlen, da er außerordentlich gepflegt ist, die Aussicht immer schön und auch die Länge mit insgesamt 1200HM eine nette Tagestour! Und weil dieser Klettersteig zu den Top Five der Klettersteige Bayerns gehört, schreibt auch das Bergzeit Magazin darüber. Unter diesem Link findet Ihr viele hilfreiche Tipps zum Hochthron-Klettersteig und lasst Euch vielleicht gleich für einen der anderen vier der „Top-Five Klettersteige Bayerns“ inspirieren.