Morgens steht man auf und freut sich auf das bevorstehende Rennen. Vor allem, weil es quasi direkt vor der Haustüre aus startet und man mit so wenig Aufwand dabei sein kann. Auch ich habe mich gestern (28.05.) ziemlich auf den Schwarzacher Ultratrail gefreut. Nichts ahnend, dass es wohl nicht wie gewünscht ausgehen würde. Die Startnummer hatten wir bereits am Vorabend abgeholt und uns vor allem auch über den Flyer zum Schwarzacher Herbstvortrag – auf dem wir unter anderem auch unsere Namen fanden – und natürlich die Balistos und und und. Pünktlich im Trubel eines Ultras standen auch wir am Marktplatz in Schwarzach und bekamen eine Ahnung, wie sehr uns die Sonne heute einheizen würde. Ein heißer Ultratrail Schwarzach.

Fredl Zitzenbacher – das Herzstück des Ultratrails – begrüßte uns alle herzlich und hielt um 08:30 Uhr das Rennbriefing ab. Da hörten wir auch abermals, dass es noch immer Leute gäbe, die einen Spaß daran haben Markierungen wieder abzubauen oder zu entfernen. In der Nacht seien sie daher noch mal die Strecke abgegangen und hätten geschaut. Auf Fredl und sein Team, ist eben absoluter Verlass. Und dann reihte ich mich ein, neben die schnellen Salomon Running Team Mädels. Zumindest Kleidungstechnisch konnte ich mithalten. Und dann fiel der Startschuss um 09:00 und wir waren unterwegs. Wu fuhr dann auf direktem Wege zum Schneeberg um von uns allen tolle Bilder zu machen. Ich würde Ihn dort oben erst in ein paar Stunden treffen. Wie immer falle ich ins hintere Mittelfeld zurück. Das schnelle Loslaufen liegt mir einfach nicht…damit habe ich mich abgefunden.

Durch Schwarzach in Richtung Böndlsee

Wir folgten der Straße Richtung Goldegg und bogen dann links auf eine Forststraße ab. Vorbei an einem Reitstall ging es mäßig steigend in den Wald hinein. Wie immer konnte ich bergauf nicht laufen, ich verstehe nicht, warum das noch immer einfach nicht bei mir klappt. Aber dieser Streckenabschnitt war wirklich schön. Ein kleiner Trail schlängelte sich durch den Wald, ein kurzes Stück über eine Wiese und dann wieder im Wald. Nach einigem auf und ab, liefen wir dann am Goldegger See vorbei und über Forststraßen hielten wir uns dann wieder weiter Richtung Böndlsee. Ich konnte es gar nicht abschätzen, wo ich mich von der Position her befand, aber wohl eher wieder etwas weiter hinten.

Und dann ging es auf den ersten längeren Downhill des Tages. Da habe ich dann ein paar Plätze gut machen können. Meine Stärke, also eigentlich. Und dann liefen wir über die Straße hinauf zum ersten Verpflegungspunkt. Es war schon soooooo warm und alle um mich herum ronnen aus, inklusive mir. Ich hielt mich nicht lange auf, trank ausreichend und nahm ein paar Salzstangen mit.

Oh, das ist steil

Und dann forderte mich das nächste Stück sehr. Das ging über Wiesengelände ziemlich steil nach oben und endete mit einem Überstieg. Die Sonne setzte mir zu. Über einige Kehren ging es nach oben, später sogar durch den angenehm kühlen Wald. Nachdem wir die Kapelle erreicht hatten, ging es erst einmal wieder bergab. Als nächstes würde der lange Anstieg auf die ganzen Gipfel anstehen. Wir bogen auf einen schmalen und steilen Trail links ab.

Hinauf aufs Gamskögerl, das war das nächste Ziel. Und es zog sich. Zwar wunderschön und ein Trail zum verlieben, aber ich musste den 8000er Schritt einlegen. Ich kam zwar nur langsam, aber stetig voran. Es ist mir nach wie vor ein Rätsel, wie ich trainieren muss, dass ich hier zumindest einfach schneller durchkomme. Für Tipps bin ich immer dankbar, denn bergauf gehe ich ja eigentlich ausschließlich. Und dann sah ich nach einer wahren Hitzeschlacht endlich das Gipfelkreuz des Gamskögerl.

Wunderschön. Das war mit Abstand der schönste Teil des Rennen bisher. Traumhaft und das direkt vor der Haustüre. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ein „Verlaufen“ nahezu unmöglich gewesen ist? Es war fantastisch markiert. Ein paar Meter bergab und über eine Querung dann schon wieder hinauf zum Hochegg. Auch wieder nicht schnell aber zumindest stetig kam ich voran. Generell hätte ich eventuell wirklich eine Zeit unter acht Stunden schaffen können. Mit diesem Gedanken #ballerte ich den Downhill vom Hochegg hinunter Richtung Schneeberg. Der Trail war matschig, aber ich hatte das Gefühl richtig guten Grip zu haben.

Und während ich schon eine Weile vorher dachte warum man das eigentlich alles so macht, sich in der Sonne so zu schinden, während andere vermutlich gerade in Freibad lagen und ein Eis genossen, wusste ich jetzt im Downhill warum ich alle das machte. Es lief, auch wenn ich bereits müde und geschafft von der Sonne war. Vielleicht 30 Meter oberhalb dem nächsten Anstieg zum Schneeberg, setze ich den nächsten Fuß, stieg mit dem anderen nach und dann machte es einen lauten Schnalzer und dann machte ich wahnsinnig akrobatisch einen Salto talwärts. Die Stecken flogen, die Brille auch und ich lag vier Meter weiter unten.

Wenn man zum Ausstieg gezwungen wird

Und dann von der einen auf die andere Sekunde, wird Dir klar, dass das Rennen jetzt gelaufen ist. Und wenn man sich auch oft fragt, warum man das ganze überhaupt macht, wenn man keine Wahl hat und aufhören muss, dann tut das richtig weh. Im ersten Augenblick war ich der Meinung ich würde in fünf Minuten weiterlaufen, im zweiten Augenblick musste ich feststellen, dass ich nicht mal alleine aufstehen konnte. Dank der super positionierten Bergrettungskollegen aus St.Johann, nahte schnelle Hilfe und ich musste mir eingestehen, dass ich weder in fünf Minuten noch irgendwann heute weiterlaufen hätte können. Mir kamen die Tränen, vor Schmerz und der großen Enttäuschung. Ich war sauer auf mich, dass ich auf dem matschigen Downhill nicht ein bisschen vorsichtiger gewesen bin und einfach ein bisschen Tempo raus genommen habe.

Und dann saß ich schon auf dem Quad in Richtung Schwarzach, wurde anschließend ins Auto verladen und ins Krankenhaus gebracht. Da habe ich zumindest die Versicherung bekommen, dass nichts gebrochen ist. Ob die Bänder durch sind kann man noch nicht wirklich sagen – dicke Ostereier auf beiden Knöcheln trage ich mit mir rum. Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, noch kurz allen Finishern, die ich so kenne zu gratulieren. Ich hätte auch gerne gefinished. Mal abgesehen von den körperlichen Blessuren, habe ich immer direkt mental mit so etwas zu kämpfen.  Eine Niederlage ist halt einfach nichts schönes.

Aber jetzt muss ich mal abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Wann ich wieder laufen kann, wird sich abzeichnen, aber sicher noch eine Zeit lang dauern. Leider. Der Cortina Trail bleibt vermutlich eher fraglich…zumal ich mich da lieber auch schonen möchte.

Alles in allem, ist der Ultratrail Schwarzach ein fantastisch, organisiertes Rennen mit sehr viel Herzblut und wahnsinnig netten Leuten. Jetzt habe ich ja noch eine Rechnung offen und werde wohl 2017 wieder am Start stehen. Die Strecke ist im ersten Teil etwas für schnelle Läufer, weil eben auch viele Forststraßen dabei sind, die gut laufbar sind. Den Teil mit Anstieg auf das Gamskögerl fand ich ein ganz besonderes Highlight und auch der Trail in Richtung Schneeberg war der Wahnsinn. Den Schneeberg selber, durfte ich ja dann leider nicht mehr kennen lernen. Sehr traurig eigentlich, denn der gehörte zum schönsten Teil der Strecke. Und dann möchte ich Euch für Eure ganze Anteilnahme danken. Mich haben gestern persönlich, wie auch digital,  sehr viele Genesungs-Wünsche erreicht. Ihr seid der Hammer! Und ganz persönlich würde ich mir wünschen, dass noch mehr Läufer zum Rennen zugelassen werden, weil ich mir sicher bin, dass deutlich mehr vorbei schauen würden, außerdem wäre ich dann streckenweise nicht immer so alleine. 🙂 Der Ultratrail Schwarzach ist einfach genial.