Es geht in Richtung Annakogel.

Wie jedes Jahr im März, brechen wir mit dem Alpenverein Sektion Werfen zu den Skitourentagen auf. Sabrina und ich haben mit drei weiteren Freunden die ehrenvolle Aufgabe, eine tolle Truppe von Bergsportlern auf viele schöne Gipfel zu führen. Ziel der vier Tage, ist dieses Mal die Langentalereckhütte in Obergurgl, Tirol.

Tag 1: Hüttenzustieg zur Langentalereckhütte und Eiskögele 3233m

Es ist vier Uhr Morgens und wir „schälen“ uns aus dem Bett. Es geht los in Richtung Obergurgl und danach weiter auf die Langtalereckhütte. Das Wetter ist eher medium, darum lassen wir unser erstes Ziel noch offen.

In Obergurgl angekommen, ist das Wetter recht durchzogen. Es ist Föhn angesagt. Dementsprechend warm ist es, als wir in Richtung Langtalereckhütte starten. Der Zustieg verläuft im unteren Teil am Rand der Skipiste, also eher unspektakulär. Ab der Hälfte der Wegstrecke, wird es dann etwas ruhiger. Je weiter wir nach oben kommen, desto schlechter wird das Wetter. Nach etwa 600 Höhenmetern und etwas unter zwei Stunden haben wir die Hütte erreicht.

 

An der Hütte angekommen, finden wir ersteinmal einen Schlafplatz für alle, essen und trinken. Wir setzen uns mit den anderen Tourenführern zusammen und besprechen was wir machen. Aufgrund des Wetters und der aktuellen Zeit entschließen wir uns als erste Tour zur Eingewöhnung auf das Eiskögele zu gehen. Mit seinen 3233m ist es ein recht beachtlicher 3000er und ein schönes Ziel für den ersten Tag.

Ein eisiges Eiskögele – Sturm bringt immer kniffelige Verhältnisse

Kurz drauf machen wir schon die Gruppeneinteilung und nach dem Piepscheck geht es los. Über den Hüttenhang ist es noch ganz angenehm zu gehen. Doch das ändert sich schnell ab der oberen Hälfte. Der Wind ist stark und kalt. Aber wir kommen gut voran. Wir teilen uns am Gipfelhang auf. Eine Gruppe geführt von Simon, hält sich weiter unten in Richtung Grat, um dann von rechts im Sinne des Aufstieges zum Gipfel zu kommen. Ich mit meiner Gruppe gefolgt von Sabrina gehe direkt durch den Gipfelhang in Richtung Gipfel. Etwa 50 Höhenmeter unter dem Gipfel selber richten wir ein Skidepot ein.

Eisige letzte Meter zum Gipfel

Die letzten Meter müssen wir klettern. Es ist kalt und windig. Und es heißt eine ungute Felsplatte zu überwinden. Der lockere Schnee auf der Steinplatte macht die Sache für alle nicht einfacher. Aber es klappt gut. Und so können wir am ersten Tag erfolgreich den ersten Gipfel besteigen. Aufgrund des überaus unfreundlichen Wetters, war die „Gipfelrast“ sehr kurz. Schnell ein paar Bilder gemacht, abgeklettert zum Skidepot und dann runter zur Hütte. Was für ein netter Start in unser Skitourenwochenende auf der Langentalereckhütte.

 

Tag 2: Annakogel 3333m & Hohe Wilde N-Gipfel 3461m

Es ist früh als ich aufwache im Lager. Ich stehe auf und schaue aus dem Fenster. Ich sehe blauen Himmel. SLangsam wird auch Sabrina wach. Ihr geht es heute nicht gut, sie fühlt sich krank. Etwas später wird sie uns leider verlassen und nach Hause fahren. Ich hingegen bleibe und mache mich fertig für den Tag. Dieser wird heute deutlich länger als der gestrige Tag. Geht es doch zuerst auf den Annakogel und dann weiter auf die Hohe Wilde.

Nach der Gruppeneinteilung und dem Piepscheck, geht es dieses Mal nicht bergauf sondern es geht mit den Ski ca. 300 Höhenmeter hinunter zum Eingang in die Schlucht der „Gurgler Arche“. Die Abfahrt ist nicht einfach. Wir stecken in einer dicken Nebelschicht. So müssen wir uns langsam im White-Out nach unten hangeln. Schwung für Schwung. Zum Glück finden wir den Eingang ohne größere Schwierigkeiten. Dort kurz vor dem Eingang in die Schlucht, ziehen wir die Felle auf und es geht los.

 

Schritt für Schritt jedes Ziel erreichen: Wir arbeiten zusammen

Am Ende der Schlucht haben wir die dicke Nebelschicht hinter uns gelassen und es liegt ein blauer Himmel vor uns. Der Wind hält sich zum Glück auch etwas zurück. Wir schicken unseren stärksten Mann nach vorne. Es heißt Spur anlegen für die Gruppe. Und so ziehen wir über den Gurgler Ferner in Richtung Annakogel unsere Spur. Kurz unterhalb des Gipfelhanges, teilen wir erneut die Gruppe auf. Eine Gruppe geht vor in Richtung Hohe Wilde, um Fixseile für die Gruppe zu verlegen. Die stärkeren Tourengeher und die, die nicht so gut das „ausgesetzte“ vertragen, steigen mit mir zuerst auf den Annakogel. Oben angekommen genießen wir als erstes diesen wunderbaren 3000er. Ein sehr schönes Ziel. Leider wechselt das Wetter. Wir halten die Gipfelrast eher kurz und machen uns auf den Weg in Richtung „Hohe Wilde“, unseren zweiten 3000er an diesem Tag.

 

 

Die hohe Wilde hat nicht umsonst ihren Namen

Die „Hohe Wilde“ stellt schon ein deutlich anspruchsvolleres Ziel dar, als der Annakogel in der Region der Langentalereckhütte. So ist der Gipfelanstieg nur über einen Klettersteig zu erreichen. Die letzte Schneeflanke haben wir mit einem Fixseil abgesichert. So ist gewährleistet, dass jeder der Gruppe eine Chance hat, diesen wunderbaren Gipfel zu besteigen.

Die erste Gruppe ist wieder am Skidepot angekommen nach der Gipfelbesteigung. Wir haben den Gipfel mit unserer kleinen Gruppe für uns. Wir trödeln nicht mehr. Der Grund ist, dass das Wetter immer schlechter wird. Und wir wollen die Abfahrt über den Langentaler Ferner nicht im Nebel zurücklegen müssen. Zum Glück liegt heuer wenig Schnee. Der Klettersteig ist schnell überwunden und das letzte Schneefeld auch. Ich spüre meine Beine auf den letzten Metern im Schnee nach oben stapfend. Ich spüre die Höhe und die Höhenmeter, die wir schon hinter uns haben.

Kurzes Gipfelglück

Kurz darauf stehe ich mit meinen Freunden auf den Gipfel und genieße diesen tollen Platz hier oben. Leider kommt der Nebel schneller als gedacht. Die Abfahrt über den Langtalerferner wird eine Spurensuche. Zum Glück haben wir die guten Spuren der ersten Gruppe und mit dieser Hilfe, schaffen wir es gut über den Gletcher. Das Tal hinaus in Richtung Hütte zieht sich noch, aber wir schaffen es nach einem kurzen Gegenanstieg pünktlich zum Abendessen auf die Hütte.

 

 

Tag 3: Mittlerer Seelenkogel 3424m

Laut Wetterbericht soll es Wettertechnisch der schlechteste Tag sein. Wir nehmen uns als Ziel den mittleren Seelenkogel. Dieser ist von der Hütte aus gut zu erreichen. Auch sollte die Wegfindung bei schlechtem Wetter nicht schwierig sein. Bei schlechter Sicht also ein großer Vorteil. Der Gletscher ist bei dieser Tour kein Problem. Wir sind schon eingespielt und so gestaltet sich die Gruppeneinteilung schnell. Das Gleiche beim Piepscheck. Heute haben wir wirklich ungutes Wetter. Der Wind bläst uns kalt um die Nase und es ist ungemütlich. Aber trotzdem kommen wir zügig voran.

 

Wetterglück hat man leider nicht immer

Leider wird das Wetter nicht besser und am Seelenferner stecken wir teilweise im Whiteout fest. Aber Simon, der heute voran geht, findet die Route perfekt und wir stehen am Gipfelaufbau des mittleren Seelenkogel. Leider ist hier Schluss für heute. Die Schneesituation im Gipfelhang lässt einen Aufstieg in der Gruppe nicht zu. Zu gefährlich. Wir klettern noch auf den Gipfelgrat um über diesen Weg auf den Gipfel zu kommen. Leider ist der Wind so stark, dass auch dieser Weg für uns mit dieser Gruppe nicht machbar ist. Leider. Wir entschließen uns, umzukehren. Wir fahren direkt zum Langtalferner ab und erwischen eine perfekte Pulverabfahrt. Zum Glück ist im unteren Bereich die Sicht besser und so steigen wir noch einmal ca. 300 Höhenmeter auf, um erneut ein paar Pulverschwünge zu ziehen. Auch ohne Gipfel ist es ein toller Tagmit einer schönen Pulverabfahrt.

 

Tag 4: Hinterer Seelenkogel 3472m – der letzte Tag auf der Langentalereckhütte

Am letzten Tag nehmen wir uns den Hinteren Seelenkogel vor. Eine grandiose Skitour wie sich herausstellen sollte. Das Wetter ist für diese Tour einfach perfekt. Die Sonne lacht vom Himmel, wir starten früh los von der Hütte. Es geht wie die Tage zuvor, in Richtung Hochebenkar. Dieses queren wir unterhalb des Mittleren Seelenkogel hinaus zum Gletscherbecken des Mittleren Seelenkogel.

Danach geht es in in Richtung Hinterer Seelenkogel über den gestuften Gletscher und die letzte Steilstufe auf die Firnflanke kurz vor dem Gipfel. Dort sind die letzten Meter zu Fuß zu überwinden. Es hat zwar der Wind etwas aufgefrischt, aber dafür haben wir einen wunderbaren Rundblick auf die Bergwelt. Was für ein schöner Tag. Nach einer kurzen Rast, geht es in Gruppen über das steile Wasserkar in Richtung Obergurgl. Die Abfahrt ist noch ein wahres Highlight. Pulverschnee, Sonne & über steile Rinnen geht es abwärts. Ein Traum! Und mit dieser wunderbaren Tour, gehen auch diese Alpenvereins-Skitourentage der Sektion Werfen zu Ende. Unfallfrei und mit vielen tollen Erlebnissen.