Neues entdecken, nicht weit einfernt. Es werden wohl in Zukunft die Berge vor unserer Haustüre die werden, die wir erobern. Reiseeinschränkungen verringern den Radius oder öffnen die Augen für das, was vor einem liegt. Wir haben feststellen müssen, dass wir noch nie in den Schladminger Tauern waren und haben uns daher für ein Ziel in unserer Nähe für unsere AV Werfen Tourentag entschieden. Und da wir immer schon gerne hoch hinaus gegangen sind, ist natürlich klar, dass wir dem größten der Schladminger Tauern auf das Haupt steigen: der Hochgolling mit seinen 2.862 Metern steht in unserem Fokus. Mit ihm auch der lange Weg in den Gollingwinkel und ein Westgrat mit Tiefblicken in eine imposante Nordwand.

Aufbruch zu viert – aber wir bleiben nicht die Einzigen

Es ist noch früh, als wir am Parkplatz Unterntal in Schladming ankommen. Ok – für die meisten vermutlich gar nicht mehr so früh, für uns fühlt es sich massiv früh an. Der Parkplatz ist auch schon ziemlich voll – aber vermutlich viele, die bereits auf der Gollinghütte übernachtet haben. Wir starten also auf den fünf Kilometer langen und fast flachen Marsch zur Materialseilbahn. Die Umgebung entschädigt definitiv für den Forststraßen-Marathon, ein Lichtblick ist dann aber sicherlich der Steig hinauf auf die Gollinghütte. Uns begleitet bereits der Geruch von Mittagessen – wir ziehen aber entschlossen an der Terrasse vorbei.

Hochgolling und seine imposante Nordwand – im Amphitheater wird viel geboten

Wir laufen geradewegs auf die Nordwand des Hochgolling zu. Hier im schönsten Talschluss Österreichs (so steht es auf den Schildern geschrieben) treffen wir eine kleine Herde Shettland Ponys mit ihren Fohlen. Es wirkt alles so kitschig – das man es eigentlich gar nicht in Worte fassen kann. Die wirkliche Anstrengung der Tour beginnt aber erst jetzt: wir müssen rauf auf die Gollingscharte auf 2.326 Metern Höhe. Uns trennt ein extrem steiler Anstieg mit unzähligen Serpentinen von der Scharte, die Sonne erhöht den Einsatz – aber irgendwann hat jeder Anfang auch ein Ende. Der Wind frischt auf und wir treffen auf weitere Bergsteiger, sind jetzt also definitiv nicht mehr alleine am Hochgolling unterwegs.

 Steil geht es weiter und dann kommt der Westgrat

Wir steigen linker Hand auf der Gollingscharte weiter. Ein kleineres Schneefeld müssen wir queren, der Rest des alpinen Steigs ist schon schneefrei. Der Anstieg ist anspruchsvoller als gedacht und definitiv nichts für Anfänger. Es geht extrem steil nach oben und immer wieder gibt es leichte Kletterstellen, auch auf dem Normalweg, genannt historischer Weg. Im letzten Teil erreicht man ein Hinweisschild, welches zwei Optionen bietet: Links abzweigen zum Westgrat oder weiter auf dem Normalweg. Der Westgrat bietet einige leichte Kletterstellen ist aber gleichbleibend exponiert und damit nicht zu unterschätzen. Unter einem fällt die Nordwand steil ab. Wir kommen gut am Grat voran und genießen die Tiefblicke. Es ist abwechslungsreich, die Weitsicht heute genial. Und nach nicht allzu langer Zeit kommen wir am Ausstieg und Gipfelplateau an.

Der Hochgolling steht weit über den Dingen

Am Gipfel genießen wir den Rundumblick, der heute bis ganz weit ins Land reicht. Inzwischen ist es windstill und die Gipfeljause schmeckt ausgezeichnet. Ausnahmsweise haben wir tatsächlich eine richtige Jause dabei – sollten wir viel öfter haben. Wir teilen uns das Gipfelerlebnis mit einem weiteren Paar und deren Hund, kommen ins Gespräch. Gleichgesinnte zu treffen ist schon auch immer sehr nett. Nach einer halben Stunde beschließen wir über den historischen Weg abzusteigen, der Abstieg nimmt noch einmal einiges an Zeit in Anspruch. Serpentine für Serpentine steigen und klettern wir hinab, ab der Gollingscharte wird uns bewusst, wie steil es eigentlich ist.

Die Füße brennen schon ein bisschen und freuen sich aus den schweren Schuhen rauszukommen. Natürlich legen wir einen Halt auf der Gollinghütte ein und lassen es uns kulinarisch gut gehen. Einiges ist jetzt los auf der Terrasse, meistens sind es Mehrtageswanderer. Zuletzt bleibt aber der weitere Abstieg zum Auto nicht aus, der einzige Wermutstropfen dieser Tour ist der lange Weg ins Tal rein oder eben raus. Ein langer, aber wunderschöner Tag findet nach 19 Kilometern und 1.800 Höhenmeter sein Ende. Anspruchsvolle und lange Tour – für uns definitiv ein Highlight.