Wer hätte das gedacht, dass unser erster neuer Beitrag nach längerer Pause hier nichts mit Bergsteigen zu tun haben würde und er es trotzdem unbedingt auf diesen Blog schaffen musste. Unsere Expedition Antarktis mit Hurtigruten Expeditions im vergangenen Februar ist kaum in Worte zu fassen und trotzdem ist es uns wichtig, es zu versuchen. Heute wissen wir dass all unsere Vorstellungen, die wir uns vorher gemacht haben, nicht einmal annähernd realistisch waren. Der siebte Kontinent ist das mit Abstand abgefahrenste, was wir je gesehen, erlebt und gespürt haben und dabei haben wir nur einen kleinen Bruchteil besucht. Etwas, dass uns alle angeht und es definitiv zu schützen gilt.

Hurtigruten Expeditions: Ein überzeugend nachhaltiges Konzept

Unsere Heimat für 16 Tage ist das Expeditions- und mit höchster Eisklasse ausgestattete Schiff MS Roald Amundsen von Hurtigruten Expeditions, Hybrid-powered. Der Plan: Den 66. südlichen Polarkreis überfahren. Für alles andere gab es Plan A, B, C, D usw., wie es auf einer Expedition eben so ist. Mit an Bord das Expeditionsteam, das aus Ornitholog:innen, Geolog:innen, Gletscherkundler:innen, Walforscher:innen und Historiker:innen besteht und über die Reise hinweg jeden Tag Vorträge zu den einzelnen Spezialgebieten halten und jede, aber auch wirklich jede Frage von uns beantworten konnten. Zudem möchten wir vorweg geben, dass es diverse Regularien gibt, die alles rund um die Antarktis regeln (Antarktis Vertrag vom 01. Dezember 1959 – oder auch Madrid Protokoll genannt) und darüber hinaus es den Verband IAATO (International Association of Antarctica Tour Operators) gibt, der strenge Vorgaben zur Wildtierbeobachtung in der Antarktis vorgibt und an die es sich zu halten gilt. Euer gewählter Anbieter muss aus unserer Sicht Mitglied dort sein!

Hurtigruten Expeditions gehört zu eben diesen Veranstaltern, die dort Mitglied sind und die sich penibel daran halten. So streng, dass unser Wunsch noch näher dran zukommen oft groß war, wir aber wissen warum es so wichtig ist, eins der wildesten und schönsten Habitate dieses Planeten und dessen Bewohner, die es nur dort gibt zu schützen. Umso erschreckender sind die aktuellen Meldungen zu erreichten Kipppunkten in der Südpolarregion inkl. des Südpolarmeeres.

Expedition Antarktis Tag 1-3: Ushuaia und die Drakepassage

9.-11. Februar 2024. Wir erreichen Ushuaia in Patagonien nach einem 3,5 Stunden Flug von Buenos Aires aus. Dem vorangegangen ist eine 17-stündige Fluganreise von Frankfurt über Madrid sowie eine Übernachtung in Argentiniens Hauptstadt. Angekommen in der südlichsten Stadt der Welt oder auch am Ende der Welt, bekommen wir einen kleinen Vorgeschmack auf die Schönheit des Tierra del Fuego (Feuerland)-Nationalparks während eines Ausflugs, bevor es aufs Schiff geht. Wir besuchen die Bucht Lapataia – dort endet die Pan Americana bzw. die Route 3. Für uns ist diese Bucht aber so viel mehr. Auch wenn wir nur kurz dort sind, spotten wir zwei große Delfine oder Zwergwale, die in der Bucht dösen. Leider konnten sie nicht eindeutig einer Spezies zugeordnet werden – denn die zwei Spezies von denen wir glaubten, die es am ehesten sein konnten, wären beide nicht dafür bekannt sich direkt in der Bucht aufzuhalten. Nach wunderbaren Minuten in der Bucht fahren wir noch zum südlichsten (an Land) gelegenen Postamt der Welt. Und wir glauben, es ist auch das kleinste Postamt der Welt am Fin del Mundo.

 

 

Anschließend geht es für uns raus dem Nationalpark und in Richtung Hafen zur Einschiffung auf der Roald Amundsen. Gegen 19:00 Uhr am Abend starten wir die Anreise zur Antarktischen Halbinsel, die uns zunächst durch den berühmten Beagle-Kanal (diese natürliche Wasserstraße verbindet den Atlantik mit dem Pazifik an der Südspitze Südamerikas) führt und dann durch die berühmt-berüchtigte Drake Passage. Diese wird als die Meeresstraße zwischen der Südspitze Südamerikas (Kap Hoorn) und der Nordspitze der Antarktischen Halbinsel benannt. (Wir empfehlen Euch mal auf Youtube danach zu googlen.) Schon in den ersten Stunden im Beagle-Kanal entdecken wir Magellan-Pinguine, die zur Gattung Brillenpinguine gehören und nur hier zu finden sind, auf Felsen sitzen.

Irgendwann wird es dunkel und wir fallen ins Bett. Der Seegang nimmt deutlich zu, als wir in die offenen Gewässer gegen 01:00 Uhr nachts kommen. Die nächsten 48 Stunden sind wir jetzt im Schaukelgang unterwegs. An Tag 2 & 3 finden sehr viele Vorträge statt, wir nehmen an den Briefings zum Zelten (Lotterie-Plätze) und Kajak teil, zu den ganzen Vorgaben, an die wir uns halten müssen. Und wir stehen bereits über viele Stunden am Observationsdeck 7 mit Fernglas und Kamera ausgestattet. Immer begleitet durch die Forscher an Bord. Und weil das Glück offensichtlich auf unserer Seite ist, bekommen wir die seltenen Stundenglasdelfine (Hour-glas dolphin) am zweiten Tag vor die Kamera, da sie rund 10 Minuten vor unserem Schiff mit schwimmen und springen. Außerdem bereits Finnwale, Pinguine und Eisberge – nur ein klitzekleiner Vorgeschmack auf das, was uns dann in den kommenden Tagen erwarten würde während unserer ersten Expedition Antarktis.

 

Abenteuer Antarktis Tag 4: Wilhelmina Bay, Orne Harbour und die erste kontinentale Anlandung

12. Februar 2024. Das muss ein Traum sein, denke ich mir, als ich aufwache und aus unserem Fenster schaue: Es ist strahlend blauer Himmel. Wohin das Auge reicht, sind wir umgeben von strahlend weißen Bergen und Eis. Das Wasser ist wie glattgebügelt und die Sonne strahlt so hell, dass auch unsere Kat. 3-Sonnenbrillen an ihre Grenzen kommen. Wir fahren ruhig und langsam in und durch die Wilhelmina Bay, die auch gerne mal Whalemina Bay genannt wird. Auch an diesem Tag zurecht. Hatten wir am Anfang noch Zweifel überhaupt Wale aus der Nähe zu sehen, explodiert uns gerade der Kopf vor lauter Ungläubigkeit was wir da gerade sehen. Vier Buckelwale (Humpback Whale) fressen und spielen ausgelassen und lassen sich absolut nicht durch uns stören. Das Schiff kommt zum Stillstand, die Motoren sind aus und wir bekommen fast eine Stunde Zeit, das Spektakel anzuschauen. Da sind sie also: Unsere ersten Buckelwale in voller Aktion auf dieser Expedition Antarktis. Das Geräusch, wenn sie ihren „Blow“ absetzen und damit atmen, ist schwer in Worte zu fassen. Es geht uns durch Mark und Knochen, wir haben Gänsehaut, wie wir sie wirklich noch nie hatten. Und dann kommen da noch zwei antarktische Fellrobben (Antarctic Fur Seal) auf einer Eisscholle an uns vorbei „gefloatet“. Das ist absolut surreal, das kann ich Euch sagen.

 

 

Irgendwann kurz nach Mittag machen wir uns dann auf zu unserem nächsten Highlight. Wir fahren zu unserem ersten kontinentalen Anlandungspunkt, also das Festland (Ja, wir betreten da wirklich den 7. Kontinent) Orne Harbour. Zunächst machen wir eine Zodiac-Ausfahrt entlang der Gletscherabbrüche, zwischen dem Eis und entlang der Felsen rund um Orne Harbour. Wir sehen zum ersten Mal eine richtige Pinguin-Kolonie, bestehend aus „Chinstrap Penguins“, also Zügelpinguine. Es ist reges Treiben auf den Felsen, Pinguine kommen und gehen, lassen sich durch uns absolut nicht stören. Es riecht weniger schlimm als gedacht, aber natürlich riecht man deren wertvollen Hinterlassenschaften. (Im Ernst: Der Kot der Pinguine ist sehr wichtig für das Ökosystem der Antarktis. Hier ein guter Artikel dazu)

 

 

Anschließend sind wir mit der Anlandung dran und machen uns bereits für unseren ersten Anstieg während der Expedition Antarktis. Es geht immerhin 150 Meter bergauf, direkt in eine Kolonie, die sich dort oben angesiedelt hat zwischen den Felsen, um sich, aber vor allem ihre Küken bestmöglich vor ihren Fressfeinden zu schützen. Wir sind demütig und fühlen uns unglaublich glücklich, als wir oben ankommen. Wir sind so schnell gegangen, dass wir schnell oben sind, um einfach nur zu genießen. Zur anderen Seite ins Meer führen die Pinguin-Highways, auf denen ebenfalls großes Treiben ist. Beeindruckend, einfach nur beeindruckend. Wir haben etwas über eine Stunde hier oben verbracht. Auf der guten Spur im Schnee bergab sind wir schnell. Beim Einstieg zurück in das Zodiac, liegen die Fellrobben noch immer schlafend auf den Felsen und beanspruchen den gemütlichen Platz für sich. Für sie sind wir hier nur „komische“ Wesen, Angst verspüren sie nicht, beeindruckt durch uns sind sie noch weniger. Zurück auf unserem Schiff, gibt es schon Abendessen, die Präsentation des Plans für den kommenden Tag, gefolgt von einem schnellen Einschlafens erschlagen von diesem ersten Tag in der Antarktis.

 

Expedition Antarktis Tag 5: Paradies Bay, Neko Harbour und unsere Nacht im Zelt in Leith Cove

13. Februar 2024. Wir fahren noch gemütlich, als wir morgens aufwachen. An uns vorbei ziehen unendlich viele Eisschollen und Eisberge. Immer wieder können wir schon Robben oder Pinguine auf den Schollen, die an uns vorbeischwimmen entdecken. Wir fahren in die Paradies Bay und werden dort zwei wichtige (ehemalige) Forschungsstationen sehen. Zum einen die chilenische Gonzalez-Videla-Antarktis-Station, die inaktiv, aber trotzdem im Sommer von zwei Personen besetzt ist sowie Notfallausrüstung bereit hält und auch die dahinter liegende argentinische Brown-Station, die noch aktiv als Forschungsstation genutzt wird. Umgeben von riesigen Gletschern genießen wir die Fahrt. Auf der chilenischen Station haben sich nachdem die Station gebaut worden ist, auch eine riesige Kolonie von Eselspinguinen dort angesiedelt. Heute ist das kleine Felseiland nahezu bevölkert von Pinguinen und zwei Personen. Was wir noch nicht wissen zu diesem Zeitpunkt: Wir sehen schon die Leith Cove, unser späteres Plätzchen für unsere Zeltnacht. Wir wurden aus sehr vielen Personen ausgelost und dürfen eine Nacht an Land verbringen. Nur 30 Personen können daran teilnehmen. Wir gehören zu den Glücklichen während dieser Expedition Antarktis.

 

 

Wir fahren aber erst einmal raus aus der Paradies Bay zu unserem eigentlichen Tagesziel Neko Harbour. Hier werden wir zum zweiten Mal eine kontinentale Anlandung haben und somit einen Fuß auf den siebten Kontinent setzen. Wir erwarten eine große Kolonie von Gentoo-Pinguinen und sehr großen Gletscherabbrüchen. Hier „kalben“ die Gletscher noch regelmäßig. Das Eis, was ins Meer abgeht, kann ganze Tsunamis auslösen. Auch hier empfehlen wir auf Youtube nach Neko Harbour und Wellen zu suchen. Während unseres Zodiac-Cruise entdecken wir unseren allerersten Seeleoparden. Er ruht sich auf einer Eisscholle aus und lässt uns recht nah dran mit dem Boot. Gigantisch schönes Tier, der ebenfalls sehr, sehr weit oben in der Nahrungskette steht. Bei der Anlandung stehen wir dann tatsächlich mitten in der riesigen Eselspinguin-Kolonie. Hier passiert so viel – das wir gar nicht wissen, wo wir hinschauen sollen. Schon der Sound ist so wundervoll – wir stehen in unserer eigenen TerraX-Folge während dieser Expedition Antarktis.

 

 

Nach aufregenden Stunden in Neko Harbour steht aber auch fest, dass die Zeltmöglichkeit hier aktuell nicht gegeben ist und wir zurück in die Paradies Bay fahren und in der Leith Cove campen werden. Erst um 21:30 Uhr verlassen wir das Schiff und werden zu der kleinen Insel gebracht. Ein paar Pinguine schlafen bereits, als wir zum Aufbau der Zelte stapfen. Auch hier gilt: Kein Essen, kein Knien, Sitzen oder Ausrüstung am Boden. Und natürlich: Kein Toilettengang – weder Pippi noch ein großes Geschäft. Innerhalb des Zeltes dürfen wir natürlich liegen. Das Schiff fährt weg und lässt uns ganz alleine in dieser Eiswelt, während unserer Expedition Antarktis. Die Pinguine sind unsere stillen Beobachter, als die antarktische Stille um Mitternacht für uns beginnt. Leider ist es nicht ganz so still, denn es stürmt die ganze (kurze) Nacht.

 

Abenteuer Antarktis Tag 6: Damoy Point und (m)ein erster Polar Plunge

14. Februar 2024. Morgens um 04:00 Uhr wachen wir wieder auf, genießen den wirklich stillen Moment. Es ist Valentinstag. Nur noch zwei Pinguine sind da. Unser Schiff kommt gefahren, um uns abzuholen. Vorher bauen wir natürlich noch unser Zelt ab, nehmen alles mit zurück aufs Schiff, wo alles gesäubert und desinfiziert wird. Der Kapitän empfängt uns an der Schiffsluke um 05:10 Uhr, gratuliert und hilft uns aus den Zodiacs. Anschließend dürfen wir zu einem speziellen Frühstück mit Sektempfang und Zertifikaten, die wir für unsere Nacht in der Antarktis bekommen. (Hinweis: Das Zelten ist kostenpflichtig, aber der Betrag kommt in die Hurtigruten Foundation, die es wiederum in Projekte einzahlt, die sich der Antarktis widmen.) Wir fallen kurz noch einmal ins Bett, stehen aber zeitnah wieder auf und verfolgen unsere Weiterfahrt nach Damoy Point vom Observationsdeck 7 aus, da wir durch den berühmten Neumayer-Kanal fahren. Wir sehen Pinguine und schon wieder einen Seeleoparden auf einer Eisscholle.

 

 

Am Damoy Point stehen zwei Hütten, eine britische und eine verfallene argentinische. Beide Hütten werden von Eselspinguinen gerne als Unterschlupf genutzt, der etwas Schutz vor dem Wetter bietet. Wir dürfen hier immerhin einen Kilometer gehen. Der Bereich ist gut abgesteckt und wir kommen den Pinguin-Kolonien sehr nahe. Es ist aber extrem stürmisch und es schneit, eben richtiges Antarktis Wetter. Bevor wir zurück auf das Zodiac gehen, versuche ich mich im Beach Club von Damoy Point an einem Polar Plunge. Das Wasser hat gerade einmal 1 Grad und der Wind ist ungemütlich. Aber ich schaffe es tatsächlich in meinem Bikini einmal ganz unterzutauchen. Eine extrem schräge Erfahrung und ein bisschen stolz bin ich auch. Irgendwie abgetrocknet und schnell angezogen, geht es zurück aufs Schiff.

 

 

Während des Abendessens setzen wir uns schon wieder in Bewegung und fahren durch den Patiere-Kanal, der zu den schwierigsten Passagen aufgrund der Enge und massiven Eisberge hier gilt. Vorher können wir noch einen Blick auf Port Lockroy erhaschen und die 1000 Pinguine, die diesen kleinen Fleck Erde bevölkern. Port Lockroy ist eine Basis der Briten und beinhaltet heute das wirklich südlichste Postamt der Welt, ein kleines Museum und ist den ganzen Sommer über durch eine Mannschaft besetzt. Deren Aufgabe besteht vor allem in der Erhaltung der Station, aber vor allem auch der Beobachtung der Pinguin-Kolonie. Wir haben in der Nacht starken Seegang, aber das tut diesem perfekten Valentinstag bei der Expedition Antarktis keinen Abbruch mehr.

Expedition Antarktis Tag 7: Yalour Islands, Port Charcot auf der Booth Island und ein Skua-Küken

15. Februar 2024. Schon am frühen Morgen sind wir inmitten der Yalour Islands und starten den Tag mit einer Zodiac-Fahrt um 09:00 Uhr. Wir treffen zum ersten Mal die Adeliepinguine, also eine weitere neue Art. Sie gehören zu den kleinsten Pinguinen. Daher ist es heute auch etwas schwerer, sie auf den Felsen bei Schnellfall und reichlich Seegang zu sehen. Wir fahren wunderbar zwischen den Eisbergen durch, die heute auch ganz besonders eindrücklich sind und bekommen immer wieder ein Blick auf die Pinguine. Sonst ist weit uns breit nichts – ein hartes Leben für die wohl süßesten Pinguine, die aufgrund ihrer Größe und Langsamkeit leider auch ein gern gesehener und leicht zu bekommener Snack für Seeleoparden sind.

 

Wir fahren weiter zur Nordküste der Booth Island und zum Port Charcot mit der MS Roald Amundsen. Heute steht für uns eine Schneeschuhwanderung an und ein kleiner Aufstieg zum höchsten Punkt am Port Charcot. Leicht ohne Schneeschuhe zu bewältigen, allerdings dürfen wir bei dieser Tour nicht ohne, da unsere Trittspuren zu groß wären und die Pinguine eventuell reinfallen und nicht mehr rauskämen. Also wieder rein ins Zodiac und rüber zur Anlandung. Unsere Gruppe ist nur 14 Personen groß und unser Expeditionsleiter höhst persönlich spurt. Wir kommen an sehr vielen Pinguinfelsen vorbei, wo Eltern mit ihren Küken stehen. Es ist wundervoll, weil es so leise ist und hier heute nur noch eine weitere Schneeschuhtour hochkommt. Die anderen sind auf einem kleineren Bereich weiter unten. Zu Anfang schneit es noch, aber als wir oben ankommen, lichten sich die Wolken etwas, wir bekommen einen 360°-Ausblick, der zum Niederknien ist. (Was wir natürlich nicht dürfen.) Überall kommen oder gehen Pinguine, von hier oben sehen wir auch noch ein paar Fellrobben unten liegen und ein ganz besonderes Highlight ist das kleine Skua-Küken und deren Mama, die es gleich gegen uns verteidigt. Eindrucksvoll fliegt sie uns an und wir verschwinden wieder, um ihnen die Ruhe zu geben, die ihnen in ihrem Zuhause zusteht.

Viel Bewegung und ein perfektes Chaos

Beim Abstieg kreuzen zwei Pinguine unseren Weg. Natürlich warten wir, bis sie vorbei sind. An den Fellrobben dürfen wir nicht stehen bleiben, sondern müssen nah beieinander und zügig vorbeigehen. Christian gelingt trotzdem ein toller Schnappschuss, der zu meinem Lieblingsbild mutiert ist. Wir haben dann noch Zeit, einen Moment bei den Pinguinen zu bleiben und das geschäftige Treiben auf dem Highway zu beobachten. Auch eins unserer Highlights dieser Reise. Wir sind innerlich ganz ruhig und voller Glück. Wir könnten hier noch Stunden verbringen – doch irgendwann müssen auch wir wieder zurück zum Schiff.

Abenteuer Antarktis Tag 8-9: Fish Islands, Überfahrung des Polarkreises und Buckelwale am Schiff

16.-17. Februar 2024. Diese zwei Tage stehen im Zeichen der Buckelwale. Tag 1 verbringen wir bei den Fish Island und schon auf den Weg dorthin, sehen wir wahnsinnig viele Buckelwale vom Schiff aus. Später bei der Zodiac-Tour fahren wir mitten durch das Eis- und Fels-Labyrinth. Entdecken weitere Adeliepinguine und endlich unsere allererste Weddell Seal, also Weddellseerobbe. Sie schlummert auf einer Eisscholle und fast hätten wir sie übersehen. Doch dann schaut sie im aller letzten Moment doch noch auf und Christian macht zwei wundervolle Bilder. Zwei Fellrobben können wir auf dem Rückweg zum Schiff auch noch entdecken und der für uns fast schwächste Tag der Reise entwickelt sich auch zu einem echten Highlight. Bevor das nächste Highlight dieser Reise bereits ansteht.

Über Nacht werden wir den 66. Breitengrad überfahren, also den südlichen Polarkreis. Um 1.42 Uhr soll es soweit sein laut Kapitän. Ich stelle mir einen Wecker, werde aber bereits durch den starken Seegang pünktlich wieder wach. Es schneit und stürmt und ganz für uns alleine in unserer Kabine, überfahren wir den Polarkreis. Um 06:45 machen wir uns bereits kurz an Deck 7 und schauen, ob wir Tiere entdecken. Es soll durch – The Gullet – gehen in die Marguerite Bay sofern dieser frei von Packeis ist und wir durchkommen. Es ist ziemlich kalt heute und wir gehen zum Frühstück. Dort sitzen wir aber nicht lange weil wir schon wieder Buckelwale in der Nähe des Schiffes und ein Crabeater Seal, also einen Krabbenfresser, der eigentlich keine Krabben frisst, auf einem Eispodest unter Wasser sehen. Wir scheinen kurz vor der Einfahrt des Gullets zu sein, aber das Seeeis wird mehr und mehr. Wir sind oben am Deck 7 und können bereits die Ausmaße des Packeises sehen. Es wird schnell klar, dass wir nicht durch den Gullet fahren können während dieser Runde auf der Expedition Antarktis.

Rein ins Packeis

Unser Kapitän ist aber richtig cool und entscheidet sich kurzerhand uns zu zeigen, was das Schiff alles kann. Er fährt geradewegs ins Packeis. Ein unbeschreibliches Gefühl, das können wir Euch bestätigen. Und das Beste, es tauchen mehr und mehr Krabbenfresser auf den Eisschollen auf, die das Packeis so sehr lieben. Wir kommen irgendwann zum Stillstand und verbringen hier im Packeis über eine Stunde. So viele Krabbenfresser-Robben auf einem Haufen, hat selbst das Expeditionsteam noch nie gesehen. Wir wissen gar nicht, wohin wir schauen sollen. Dann sehen wir noch eine Gruppe junger Adeliepinguine, die sich zwischen dem Packeis einen sicheren Weg suchen. Herzzerreißend und hart zu gleich, dass mit anzuschauen, aber das ist die Natur.

 

 

Es geht rückwärts wieder aus dem Packeis raus. Der Plan lautet, dass wir rund um die Insel Adelaide herumfahren um dann ohne Unterbrechung so weit runter fahren in der Marguerite Bay, wie es nur geht. Der Fokus liegt vor allem auf ohne Unterbrechung, da der Umweg um die Insel anstatt durch den Gullet einiges mehr an Zeitaufwand bedeutet. Aber Pläne sind zum Durchkreuzen da. Nah beim Schiff tauchen zwei Buckelwale auf und schnell wird klar, dass wir ihren Weg kreuzen würden. Daher stoppt der Kapitän kurz nachdem wir losgefahren sind bereits wieder die Motoren. Wir können unser Glück kaum fassen denn die zwei Buckelwale kommen an unser Schiff. Direkt vor den Bug und seitlich daneben. Sie inspizieren uns genau. Wir stehen in der ersten Reihe, weil wir – wie die meiste Zeit der Reise – ohnehin auf Deck 7 standen. Gigantisch, sie machen keine Anstalten wegzuschwimmen und wir können die beiden aus nächster Nähe für eine halbe Stunde beobachten. Ja, sogar ihren Atem riechen, ihre Augen sehen. Diese Zeilen hier beschreiben nicht einmal annähernd, wie wir uns gerade fühlen. Es prägt sich ganz tief in uns ein und wir sind traurig, als die Wale entscheiden abzutauchen. Was für ein Vormittag am 17. Februar – was kann da noch kommen?

 

Natürlich noch die Taufe für die Polarkreis-Überfahrung auf dieser Expedition Antarktis – standesgemäß am Außendeck mit dem Kapitän, der jeden, der möchte tauft, indem er im ersten Schritt Eiswürfel und Eiswasser hinten in den Pulli kippt und jeder dann einen Shot bekommt. Ich habe sogar wirklich das Glück, vom Kapitän getauft zu werden. Christian lässt sich entschuldigen, er muss schließlich filmisch festhalten, wie es mir geht währenddessen. Der restliche Tage steht unter dem Stern der Weiterfahrt in die Marguerite Bay und wir haben Zeit, uns viele Vorträge zu Walen und Robben anzuhören und natürlich um Observation am Deck 7 zu betreiben bis es dunkel wird.

Expedition Antarktis Tag 10: S 69° 33′, W 69° 48′, Kap Brown und freischwimmende Eisscholle für uns

18. Februar 2024. Wir sind schon seit gestern Mittag auf unserem Weg durch die Marguerite Bay und noch immer haben wir die Chance weiter südlich zu fahren. Diese Expedition Antarktis soll uns so weit südlich führen, wie es nur geht und das Eis uns die Weiterfahrt versperrt. Das gehört auch dazu – lange Seetage. Aber die Umgebung ist einfach nur wundervoll. Hier bei unserer Durchquerung der Marguerite Bay ist schon lange kein anderes Schiff mehr weit und breit. Jetzt sind wir wirklich ganz alleine und können diese Einsamkeit für uns genießen.

Heute ist Internationaler Weltwaltag und standesgemäß begleiten uns viele Buckelwale und auch ein paar der Southern Minke Whales, also südliche Zwergwale. Die Sonne strahlt mit uns um die Wette, der Himmel so blau, dass wir ihn nicht hätten schöner malen können. Und Schnee und Eis, wohin das Auge reicht. Irgendwann gegen Mittag werden wir dann definitiv langsamer mit dem Schiff und es wird klar, dass wir den südlichsten Punkt unserer Reise erreichen. Unsere Koordinaten lauten: S 69°33′ W 69°48′ – am Kap Brown, ein markantes, vereistes Kap, dass sich etwa 9 km nordnordöstlich des Gipfels des Mount Nicholas befindet und die Einfahrt zur Schokalskibucht an der Nordostküste der Alexander-I.-Insel östlich begrenzt. Hier ist das Eis noch immer dicht und eine Durchfahrt nicht möglich.

 

Es ist still um uns herum und schön. Und spannend denn hier war selbst das Expeditionsteam noch nicht und wir steigen auf die Zodiacs. Sie machen zwei freischwimmende Eisschollen aus und prüfen, ob wir auf diesen anlanden können. Die etwas kleinere lässt maximal 20 Personen zu und wir haben das Glück, die kleinere von beiden zu erreichen. Als wir aussteigen und freistehen, kann man die Bewegung der Scholle spüren. Wir mitten auf einer Scholle, mitten im Meer und weit und breit sonst nur Eis. Auch wenn wir zunächst dachten, ist doch nichts Besonderes auf so einer Eisscholle zu stehen, können wir unsere Freude jetzt in diesem Moment kaum zurückhalten. Wenn also irgendwer jemals die Chance bekommt – nutzt sie. Es ist so megacool. Nutzt generell die Chance an einer Expedition Antarktis teilzunehmen. Und auch hier entdecken wir noch Krabbenfresserrobben und eine kleine Gruppe von Adeliepinguinen, die ganz oben auf der Spitze eines Eisberges im Meer stehen. Wie auch immer, die dort hingekommen sind.

 

 

Am Abend machen wir uns leider wieder auf den Weg in Richtung Norden und steuern Stonington Island in der Marguerite Bay an. Es wird eine lange Fahrt, wir nutzen das Tageslicht noch bis 22:45 Uhr, um am Deck 7 zu stehen.

Abenteuer Antarktis Tag 11: Stonington Island, Geschichte und Pinguine in der Mauser

19. Februar 2024. Wir sind noch auf dem Weg Richtung Stonington Island, als wir morgens aufwachen. Wir sind noch immer in der Marguerite Bay und weit unter dem Polarkreis. Noch immer lauten unsere Koordinaten: S68°11′ W67°00′. Diese heutige Insel war noch vor ein paar Jahren über den Gletscher mit dem Festland verbunden. Heute thront eine 70 Meter hohe Abbruchkante im Hintergrund der Insel. Ein weiteres geschichtliches Highlight sind die beiden ehemaligen Forschungsstationen der UK und der U.S., die dort stationiert waren. Auch heute begrüßen uns Buckelwale bei der Einfahrt zur Bay und sehr, sehr viele Krabbenfresserrobben auf den Eisschollen. Wir bleiben mittendrin stehen und haben Live-Krabbenfresserrobben-Fernsehen den ganzen Tag aus vom Schiff. Am Morgen haben wir unsere Zodiac-Ausfahrt, die uns mitten durch die Robben führt und wir haben viel Zeit, diese aus nächster Nähe zu beobachten. Außerdem nimmt sich Julien Zeit mit uns durch das bildende Seeeis zu fahren. „Sugar Ice“ wird die Substanz genannt, die sich zu Seeeis bildet. Ziemlich spannend anzusehen und schnell wird deutlich, wie Schiffe damals und auch heute auf einmal im Eis feststecken können. Dieser Prozess der Packeisbildung passiert extrem schnell. Wir haben sogar das Glück, dass vor einem sehr coolen Eisberg plötzlich zwei sehr große Robben auftauchen und unter unserem Zodiac schwimmen. Zurück auf unserem Schiff wollten wir uns gerade für unsere Kajakfahrt bereit machen, als diese aufgrund des starken Windes auf den nächsten Tag verschoben wird. (Kajak ist ebenfalls eine zusätzliche, kostenpflichtige Aktivität, die im Losverfahren vergeben wird)

 

Dadurch haben wir mehr Zeit für unseren Landgang auf Stonington Island. Dort werden wir von Lancy begrüßt, der uns gleich mitteilt, dass die Adeliepinguin-Kolonie hier gerade in der Mauser ist und dementsprechend gestresst und geschwächt. Wir müssen noch mehr Abstand halten und uns noch ruhiger verhalten. Wir besuchen zuerst die U.S East Base, die im Jahr 1975 verlassen wurde. Sie steht schon ziemlich eindrucksvoll dort und wir dürfen sogar hineingehen. Als wir auf die andere Seite der Insel gehen wollen, taucht auf einmal aus dem Nichts ein kleiner Adeliepinguin auf, der unseren Weg kreuzt. Ganz für uns alleine können wir diesen Moment genießen. Wir machen ihm Platz und Christian schießt eines seiner Lieblingsbilder dieser Expedition Antarktis. Er robbt sich zu seiner Kolonie zurück. Die stehen wirklich mit dem Blick nach unten und sehr regungslos einfach nur da. Sie sehen zum Teil sehr zerrupft aus und wir können nur erahnen, wie hart die Zeit der Mauser sein muss. Sie essen während der Zeit nicht, gehen nicht ins Wasser und harren einfach nur aus. Teilweise bis zu zwei Wochen einmal im Jahr.

Im Notfall gibt es eine Schlafmöglichkeit

Die UK Base E liegt auch ganz wunderbar und ist sehr eindrucksvoll. Sie ist eigentlich geschlossen und verriegelt, aber die kleine Hütte nebenan dient bis heute als Notfallunterkunft. Man übernehme aber natürlich keinerlei Haftung für Schäden, die durch das alte Gebäude entstehen. Sollte man dort übernachten müssen, muss man der British Antarctic Survey im Nachgang Bescheid geben. Skurril und ich frage mich, ob je jemand in neuerer Zeit die Notfallhütte in Anspruch nehmen musste. Schaut mal unter dem Link oben zur Hütte – da sieht man mal, wie schön die ausgesehen hat. Zurück auf unserem Schiff bekommen wir die nächsten Details zum nächsten Tag, der uns zur Horseshoe Island bringen wird. Erst gegen 17:00 starten wir los und sehen schon wieder so viele Buckelwale, dass wir sie nicht einmal mehr zählen können.

Expedition Antarktis Tag 12: Horseshoe Island, Polar Plunge und Kajakfahrt mit neugierigen Gästen

20. Februar 2024. Ob es uns inszwischen schon langweilig wird auf dieser Expedition Antarktis fragt ihr Euch? Keinesfalls – es ist schon wie eine Art Droge dieses Natur- und Tierreich und wir fühlen uns als Teil dieses unglaublichen Habitats.

Wir stehen bereits vor Horseshoe Island, als wir aufstehen. Unsere Koordinaten sind: S67°49′ W67°18′. Für kurz vor 09:00 Uhr ist unsere Kajakfahrt geplant, diese wird aber aufgrund des anhaltenden Windes auf 12:00 Uhr verschoben. Also haben wir ausreichend Zeit für unsere Anlandung auf Horseshoe Island. Dort treffen wir auf weitere Fellrobben und einen „dicken“ Beachmaster, der uns beobachtet, als wir aus den Zodiacs aussteigen. Außerdem Adeliepinguine, die ebenfalls in der Mauser und daher wenig aktiv sind. Weiteres Highlight ist die geschlossene British Base Y, die wir zu zweit und mit Stirnlampen ausgestattet anschauen dürfen. Ein Stück Geschichte ganz für uns in diesem Moment. Die Felsen bergen einen sehr großen Schatz. Welcher wird beim Hinsehen sehr schnell deutlich: Kupfer. Überall Kupfer, welches giftgrün durch den Sauerstoff oxidiert ist. Die Antarktis ist so voller Bodenschätze und Rohstoffe, dass wir noch hoffen können, dass die Staaten auch weiterhin an der „Nicht-Nutzung“ der Antarktis nach 2050 festhalten werden, wenn es gilt, das Protokoll, den Antarktisvertrag zu verlängern.

Auf dem Rückweg lasse ich es mir nicht nehmen auch einen Polar Plunge jenseits des Polarkreises zu wagen. Unter den Augen einer Weddellrobbe und des Beachmasters, Sir Fellrobbe, tauche ich erneut ins eiskalte Wasser vor Horseshoe Island ein. Eigentlich sogar noch ein zweites Mal nachdem ich schon draußen war, weil ich gerne Bilder von vorne haben wollte. Danach bin ich schon gescheit ausgekühlt und wärme mich zurück auf dem Schiff mit einem Saunagang schnell auf. Denn unser Highlight des Tages wartete schon auf uns.

 

Wir bekommen die Einweisung für das Kajaken – wir beide sind absolute Neulinge. Wie schön, dass wir uns die Antarktis für das erste Mal ausgesucht haben. Anschließend steigen wir neben dem Schiff ins Zodiac und von dort vorsichtig in unser Kajak. Wir sind 16 Personen und starten in Richtung Küste von Horseshoe Island. Christian und ich finden recht schnell einen Rhythmus, auch wenn das Steuern gar nicht so leicht ist. Zwischen den Eisschollen und Robben paddeln wir ganz leise und behutsam durch so lange bis wir rund 2,5 Kilometer von Schiff weg sind und wir nichts außer, das Wasser und das Eis hören und sehen. Absolute Stille und wir quasi mitten im Wasser sitzend. Gigantisch. Langsam paddeln wir wieder zurück und auch dieses Mal wieder durch die Eisschollen. Und plötzlich tauchen die ersten zwei Robben neben den Kajaks auf. Ich halte die Luft an, als direkt vor unserem Kajak eine große Robbe auftaucht und uns anschaut. Sie kommt ganz nah dran, taucht ab und unter unserem Kajak durch. Wir hätten sie anfassen können, so nah. Sie war so lang wie unser Kajak. Kurz hinterbei taucht sie wieder auf und zwei weitere ebenfalls. Wir sitzen einfach nur da und fassen das Erlebte kaum. Als klar ist, dass die Robben weg sind, paddeln wir langsam wieder los in Richtung Schiff. Noch ganz 2,5 Kilometer, sodass wir am Ende knapp sechs Kilometer zurückgelegt haben.

 

Zurück am Schiff stehen wir noch einen Moment an Deck 7 und schauen nach Tieren, ehe wir mit Jeanette und Ingo ein deutsches Paar, welches wir kennengelernt haben, Abendessen gehen. Morgen steht uns ein Seetag bevor und die Fahrt durch den ebenfalls sehr berühmten Lemaire-Kanal, für alle Seefahrer unter uns, ist dieser ganz sicher ein Begriff.

Abenteuer Antarktis Tag 13: Zurück in den Norden durch den den Lemaire-Kanal

21. Februar 2024. Wir wachen schon sehr wehmütig auf und unsere Stimmung gleicht dem Wetter draußen. Wir nähern uns dem Ende der Reise, unserer Expedition Antarktis und sind nun auch wieder oberhalb des 66. Breitengrades. Wir haben Kurs auf Fort Point auf Graham Island bei den Südschettlandinseln genommen. Bis dorthin ist es aber ein sehr langes Stück und gegen Mittag fahren wir durch den Lemaire-Kanal. Wir stehen natürlich oben an Deck 7, aber es ist sehr, sehr ungemütlich. Kalter Wind, Schneefall machen unseren Aufenthalt an Deck mehr als ungemütlich. Der Lemaire-Kanal ist schon beeindruckend, aber so richtig begeistern kann er uns nicht. Was uns aber begeistert sind zwei kleine Pinguine, die jeweils alleine mitten auf sehr großen Eisschollen stehen, an denen wir vorbeifahren. Es sind noch mal Eselspinguine. Auch die Wale, die wir in der Entfernung sehen, lassen unser Herz noch mal hüpfen bevor wir uns in der Explorer Lounge auf Deck 10 einfinden und den Nachmittag dort verbringen. Wir verdrängen den Gedanken, dass wir bereits morgen unseren letzten Landgang in der Antarktis haben werden. Am Abend präsentiert Fred, unser Expeditionsleiter, den Plan A für den morgigen Tag bei Fort Point und es verspricht noch einmal extrem spannend zu werden. Wie Recht er haben sollte, konnten wir in dem Moment noch gar nicht richtig glauben. Noch am Abend bekommen wir die Nachricht, dass wir für morgen früh auch noch einen Platz im Wissenschaftszodiac bekommen haben. Natürlich wurde noch nicht verraten, was genau wir tun werden. Wir fahren in die Nacht hinein und gehen früh schlafen.

 

Expedition Antarktis Tag 14: Fort Point auf Greenwich Island und das Paradies auf Erden

22. Februar 2024. Es begrüßt uns am Morgen ein Spiel aus Sonne und Wolken und beschert uns ein wunderbares Licht. Schon ganz früh sehen wir die ersten Buckelwale und wir beschließen heute noch einmal so lange es geht unsere Zeit draußen an Deck zu verbringen. Kurz vor Mittag erreichen wir Fort Point und zwei Buckelwale halten sich bei den Felsen auf. Der Geruch, der uns entgegen schwappt, verrät schon was uns erwarten wird, aber nicht in welchem Ausmaß. Überall um das Schiff herum springen und schwimmen Pinguine und Robben. In etwas Entfernung sehen wir bereits den etwa 300 Meter langen Kiesstrand, der übersäht mit Pinguinen und Robben ist. Schnell wird aber auch klar, dass wir auf dem Abschnitt nicht anlanden werden können – denn wir würden die Tiere zu sehr stören. Also sucht das Expeditionsteam eine Alternative für die Anlandung. Wir steigen währenddessen auf das Wissenschaftsboot und dürfen mit Manuel von der Universität Cordoba die Unterwasserwelt erkunden. Er sammelt Videoaufnahmen und möchte neue Spezies in der Antarktis finden. Dazu lassen wir eine Wasserdrohne in 63 Meter Tiefe hinab und schauen, was wir vor die Linse bekommen tatsächlich finden wir unter anderem den seltenen Eisfisch, der durchsichtiges Blut hat, da er kein Hämoglobin bildet und Sauerstoff über die Haut aufnimmt. So manch Seestern und Seegurke und Schwamm. Irre, wie bunt und vielfältig es hier unter Wasser ist, wer hätte das gedacht. Manuel jedenfalls freut sich extrem den Eisfisch gesehen zu haben. Nach rund einer Stunde werden wir zum neuen Anlandungspunkt „Hardy Cove“ gebracht.

 

 

Hier gibt es Gletscher, massive Gletscher, die zwei junge Forsche gerade per Drohne vermessen. Und es gibt ein paar Fellrobben und das erste Grün auf dieser Reise. Es gibt genau zwei Arten von Moos oder auch Gras in der Antarktis und wir finden beides genau hier. Unsere Geologin mit großem Herz für Fauna freut sich über beide Ohren. Wir müssen also schauen, dass wir hier nirgendwo drauftreten und verbringen verhältnismäßig lange auf dieser Landing-Site, obwohl es hier für uns fast ein bisschen unspannend ist.  Wir werden in rund 20 Minuten zurück zum Schiff gebracht, können aber direkt angezogen bleiben für unsere Zodiacfahrt, die den krönenden Abschluss bildet.

Das Paradies auf Erden ist in Fort Point

Den ganzen Tag war es eigentlich bewölkt und pünktlich zu unserer abendlichen Zodiacfahrt kommt die Sonne raus und taucht die 300 Meter Strandabschnitt in ein perfektes Licht. Wir fahren sehr langsam an den Strand mit dem Zodiac und sind überwältig, was wir hier alles sehen können. Unmengen an Eselspinguinen, junge Fellrobben, die spielen und mitten drin sogar zwei Seeelefantenkühe, die nur wenig motiviert ihren Kopf anheben, um uns anzuschauen. Damit haben wir nun alle Robbenspezies der Antarktis gesehen. Dieses Licht ist phänomenal und wir haben das Gefühl nun endlich im Tierparadies angekommen zu sein.  Nach einer gefühlten Ewigkeit fahren wir langsam zwischen den schwimmenden Pinguinen weiter auf die andere Seite des Strands, denn dort erwarten uns noch Zügelpinguine.

 

 

Auf dem Weg um die Felsen halten wir aber auch noch fünf Minuten inne und hoffen darauf, dass die Wale, die erst fünf Minuten vorher nahe am Schiff gespottet wurden, vielleicht noch mal bei unserem Zodiac auftauchen. Tun sie leider nicht und wir fahren langsam weiter um die Felsen herum, wo sich überall Pinguine und Fellrobben tümmeln. Die Kolonie der Zügelpinguine hat sich wirklich die Hinterseite des Strandes ausgesucht – warum auch immer. Eine Durchmischung beider Spezies gibt es hier kaum – alles hat seine Ordnung im perfekten Chaos. Christian gelingen noch wahnsinnig gute Bilder im Gegenlicht der Abendsonne und wir trennen uns nur sehr, sehr schwer von diesem Platz und dieser fantastischen Expedition Antarktis.

 

 

Was für ein Abschluss. Wir stellen uns noch auf Deck 7, als wir aufbrechen. Wir stehen zum ersten Mal auf dieser Reise ganz alleine hier und können auf unsere Art und Weise Tschüss und Danke sagen. Wir hoffen noch ein letztes Mal die beiden Buckelwale zu sehen von heute Morgen, aber sie tauchen nicht mehr auf. Und wir fallen überwältigt von diesem Tag in der Bar ein und genehmigen uns einen Pisco Sour. Mein Lieblingscocktail – der heute zum Cocktail des Tages auserkoren wurde. Die nächsten 2,5 Tage der Expedition Antarktis werden wir wieder ausschließlich auf See verbringen und abermals die Drakepassage zurück nach Ushuaia durchqueren.

Abenteuer Antarktis Tag 15-16: Besuch der Brücke und zwei Tage durch die Drakepassage

23.-25. Februar 2024. Die Nacht war unruhig und wegen der vielen Eisschollen und Eisberge konnten die Stabilisatoren des Schiffes nicht laufen. Wir sind also beim Aufwachen sehr durchgespült und fangen auch nichts so recht an mit dem ersten Tag durch die Drakepassage. Wir nehmen an ein paar Vorträgen teil und bekommen die Zwischenergebnisse der Zählungen, Projekte während dieser Reise präsentiert. Wirklich besonders ist unser Besuch auf der Brücke. Wir sind die letzte Gruppe überhaupt und niemand ist gestresst hier auf der Brücke. Der Kapitän nimmt sich außerordentlich viel Zeit für uns, erklärt uns alles, was wir wissen möchten und eben auch, dass dieses Schiff zu den modernsten der Welt gehört – da es Hybrid-powered ist. Also rein Diesel-elektrisch fährt und sogar ganz elektrisch fahren kann. Irgendwann lässt er uns mit seinem 1. Offizier alleine, der sich auch noch mal sehr viel Zeit für uns nimmt. In Summe sind wir knapp eine Stunde auf der Brücke und sehen es als Geschenk, denn der Rest der Gruppe ist inzwischen schon wieder raus aus der Brücke und wir stehen nur noch zu dritt hier oben. Wann bekommt man schon einmal diese Chance?

 

 

Am zweiten Tag der Durchquerung werden wir immer wehmütiger. Aber eine außerordentlich aufregende Begegnung mit einem „Light-mantled Albatross“ begeistert uns noch einmal sehr. Auf Deck 7 begleitet uns ein Albatross und kommt zum Greifen nahe ans Deck runter. Er gleitet, nutzt die Thermik und schlägt nie mit den Flügeln. Lancy kommt auch an Deck und erklärt, dass dieser Albatross uns schon seit gestern Abend begleitet – also bereits seit zehn Stunden. Sogar ich schaffe es diesen, perfekt vor die Kameralinse zu bekommen. Ich kann es kaum glauben so nah ist er. Beeindruckend schön und seine Flügelspannweite ist rund zwei Meter. Wenig später kommt auch noch ein „Cape Petrel“ sehr nach ans Schiff und gleitet nah an der Wasseroberfläche. Christian bekommt ihn ebenfalls vor die Kamera. Es scheint unser Vogeltag zu sein und wir können durch das Fernglas in mittlerer Entfernung zum Schiff sogar einen Royal Albatross erspähen. Er ist der Größte seiner Spezies und selbst durchs Fernglas sehr imposant.

 

Abschied nehmen – eine Reise geht zu Ende

Und sonst packen wir bereits unsere Koffer und setzen uns mit dem Gedanken auseinander, dass wir morgen früh um 06:00 Uhr bereits in Ushuaia sein werde und gegen 08:15 Uhr das Schiff verlassen. Unsere Expedition Antarktis geht zu Ende. Zu schnell für unseren Geschmack und dabei haben wir die extra lange Tour in die Antarktis gemacht. Zum Glück, trotzdem würden wir am liebsten wieder umdrehen und gleich noch mal los. Es gibt noch so viel zu entdecken. Wir verlassen durch einen Spalier des Expeditionsteams, das Schiff am nächsten Morgen und mir kommen etwas die Tränen. Wir haben so viel von diesen Leuten gelernt, die so viel Herzblut in ihre Fachbereiche investieren. Der Abschied fällt schwer und zeitgleich denken wir bereits darüber nach, welche Reise wir als nächstes mit der MS Roald Amundsen und Hurtigruten Expeditions unternehmen werden. Die Busse bringen uns nach einem kurzen Zwischenstopp in der Innenstadt von Ushuaia zurück zum Flughafen. Nach 3,5 Stunden Flug kommen wir in Buenos Aires an und es fühlt sich an, als sei unsere Zeit in der Antarktis schon unendlich lange her und vor allem so unendlich weit entfernt.

Wir möchten auch betonen, dass wir diese Expedition Antarktis vollkommen selbst bezahlt haben und es kein Sponsoring gab. Gebucht haben wir über unser Ruefa-Reisebüro in Bischofshofen. Alexandra Doppler ist unsere Beraterin des Vertrauens, auch wenn wir diese Reise direkt über Hurtigruten buchen hätten können.

Hier das Video zur Expedition Antarktis:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden