Wie jedes Jahr sind wir auch in diesem Jahr wieder mit dem AV Werfen für ein paar Tage im März dem heimischen Skitouren-Gebiet fremd gegangen und haben uns dieses Mal die Zufallhütte im Martelltal in Südtirol ausgesucht. Nur dieses Mal ist etwas gravierendes anders. Zum ersten Mal haben Simon und Wu die Tourensuche und -führung übernommen. Mit 13 Dreitausendern umrundet, bietet die Zufallhütte alles, was das Skitourenherz begehrt. Tourenmöglichkeiten bis zum Umfallen, eine Sauna, nette Hüttenwirtsleute und richtig gutes Essen. Selbst der Tischwein lässt keine Wünsche offen. Wir haben mit unserer Gruppe, die aus 26 bunt gemischten, netten Menschen bestand sogar eine eigene Stube bekommen und waren „unter“ uns. Die Zufallhütte erreicht man über einen kurzen Zustieg ab dem Parkplatz in ca. 50min und ist damit für uns ein perfekter Stützpunkt für die kommenden vier Tage.

Was ist nur los mit dem Wind? Eisiger Aufstieg auf die Cima Marmotta

Als erste Tour haben wir uns die Cima Marmotta (3330m) ausgesucht.
Route auf die Cima Marmotta (3330m) von der Zufallhütte aus

Nur das Wetter konnten wir uns nicht aussuchen. Bei zwar strahlendem Sonnenschein, waren wir einem fast unerträglichen Wind ausgesetzt, der nicht nur Wu und mir ordentlich zugesetzt hat. Wir sind schon ab der Hütte mit jeglicher Bekleidung die wir dabei hatten und sofort am Körper trugen, gestartet. Die lange Schlange bahnte sich ihren Weg über die erste Steilstufe direkt hinter der Hütte um dann das breite und flache Tal des Plimabaches zu gehen.

Erste Steilstufe direkt nach der Hütte Richtung Tal des Plimabaches

 

Plimabachtal…die Schlange zieht sich!

Ab diesem Zeitpunkt pfiff der Wind uns um die Ohren. Wer da nicht anständig gekleidet war, der war wirklich arm. Es war so bitterkalt, dass es kaum auszuhalten war. Bei mir machte sich schnell der Gedanke der Umkehr breit. Aber „Gruppenzwang“ ist auch „Gruppenleiden“ und so sind wir weiter Richtung Marteller Hütte. Diese erreicht man über eine weitere Steilstufe, die dann südwärts in ein Hochtal mündet und den weiteren Weg vorgibt.

Die ersten „kalten“ Nasenspitzen und ziemlich gefrorenen Pobacken waren zu beklagen. Umkehr? Nichts da, denn nur die Harten kommen in den Garten. Irgendwann hätte doch mal der Wind aufhören können und wir die pure Wärme durch die Sonne spüren sollen. Haben wir aber nicht. Bald wendet man sich östlich – ein breites steiles Muldensystem ist in den Steilflanken erkennbar.

Cima Marmotta: Nur die Harten kommen in den Garten

Diese Steilmulden werden in Serpentinen überwunden, bevor das Gelände abflacht. Ein wenig muss nun zum Hohenferner abgestiegen werden. Genau in diesem Kar waren wir vor dem Wind geschützt und haben uns dort gesammelt. Kurz aufwärmen und weiteres Kleidung für das letzte Stück haben wir uns angezogen. Ich persönlich hätte in den Outfit auch gleich auf einen 8000er steigen können, ein Unterschied wäre Ausrüstungs-technisch nicht aufgefallen. Ab dann ging es geradeaus Richtung Süden bis in ein Gletscherkar unter der Köllkuppe. Das Kar wird zuletzt sehr steil zu einer Scharte westlich des Gipfels überwunden.

Skidepot an der Cima Marmotta – hätte auch ein 8000er sein können

Als wir am Skidepot angekommen sind, hatte ich nur noch einen Gedanken. Hauptsache schnell rauf und genau so schnell wieder runter. Raus aus dem Wind, raus aus der Kälte. Auch Wu´s Lust auf weitere Stunden in der Wind-Hölle waren begrenzt. Mittlerweile gab es auch schon erste kleine Erfrierungen an den Nasenspitzen bei einigen unserer Gruppenmitglieder. Grenzerfahrungen auf 3000 Metern! Den kurzen, steilen Westgratrücken haben wir zügig und unproblematisch zum Gipfel erklommen.

Am Gipfel der Cima Marmotta

8000er oder doch die Cima Marmotta?

Gipfelfreuden an der Cima Marmotta (3330m)

Ein Foto und schnell wieder runter. Unser Treffpunkt war wieder das Kar, in dem es windstill war.  Die Abfahrt bereitete relativ viel Spaß und die Vorfreude auf Windstille ebenso. Ein wirklich toller Gipfel, der an diesem Tag mehr als hart erkämpft war! Ein Bergführer, der ebenfalls mit einer Gruppe auf die Cima Marmotta ging, hatte seine Uhr mitlaufen, die Temperaturen von -30 Grad anzeigte, trotz strahlendem Sonnenschein. Ich nutze die Rückkehr zur Zufallhütte als erstes mit einem Sauna-Besuch. Wohlige Wärme, die ich dringend gebraucht habe. Wu und Simon hingegen sind noch eine weitere Tour mit ein paar Jungs gegangen und haben die „Auf den Vertainen“ überschritten. Die sogenannte AV+-Tour! Die Cima Marmotta bleibt in jedem Fall in bleibender Erinnerung.