Auch in diesem Jahr sind wir wieder mit den Ski unterwegs für den Alpenverein Werfen – unsere alljährlichen Skitourentage verbringen wir dieses Mal im Tauferer Ahrntal. Stützpunkt ist das Berghotel Kasern in eben selbigen Ort Kasern. Und wir sind dieses Mal 32 Personen inklusive fünf Touren-Führern – ein großer bunter Haufen, aber mit der nötigen Disziplin. Das Tauferer Ahrntal ist ein Juwel – Sommer wie Winter. Dessen waren wir uns irgendwie so gar nicht bewusst. Das Tourenpotenzial ist schier unendlich – von leichten Almgipfeln bis hin zu imposanten 3000ern. Wir landen Mitte März im Talschluß und freuen uns, das es auch hier ausreichend Schnee gibt. In den darauf folgenden zwei Tagen, würde aber noch einiges dazu kommen.

Tag 1 – Skitour rein in die Schlechtwetterfront – Richtung Dreiecker

Nach unserer Ankunft und Bezug der Zimmer machen wir uns noch auf den Weg. Wir wollen aufsteigen in Richtung Dreiecker (2892m), einem Grenzberg zwischen Tirol, Südtirol und Salzburg. Im Nacken haben wir bereits die Regenwolken, die über das Ahrntal hinein ziehen. Wir hoffen aber, dass das Wetter noch hält und gehen mit den Ski das Tal weiter in Richtung Talschlusshütte. Nach etwa zwei Kilometern biegen wir dann links ab und steuern einen Graben an auf Höhe der Heiligen Geist Kapelle.

 

Es geht steil bergauf in einigen Spitzkehren, dann erreichen wir ein wunderschönes Kar. Über das wir dann zur Gipfelflanke des Dreiecker gehen wollen. Aber mit Erreichen des Kars, erreicht uns auch das schlechte Wetter. Der Wind nimmt zu, die Sicht nimmt ab und die Chancen auf den Gipfel auch. Daher entscheiden wir uns zur Umkehr rund 100 Höhenmeter unter dem Dreiecker. Auf uns warten heiße Duschen, Sauna und ein spitzenmäßiges Abendessen. Und der Neuschnee, der in großen Mengen vom Himmel fällt. Wie viel es sein würde, erahnen wir noch nicht.

Tag 2 – Skitour Am Achl (2265m) – Schnee und Sturm im Tauferer Ahrntal

Gigantische Schneemengen erwarten uns, als wir aufstehen und zwingen uns zu einer neuen Tourenplanung. Man muss flexibel sein in den Bergen, dass lernen wir immer wieder. Zudem haben wir einen sehr hilfreichen Einheimischen, der uns gute Tipps im Rahmen der aktuellen Schneesituation gibt. Das hintere Ahrntal wird heute wegen der Lawinengefahr gesperrt, also hören wir auf den Tipp und gehen auf den kleinen Gipfel Am Achl. Das ist eine verhältnismäßig sichere Skitour hier im Tauferer Ahrntal, dessen Route wir quasi beim Hotel starten können. Heute müssen wir uns durch den knietiefen baggern und gleichzeitig den Weg finden. Die Stimmung ist auch bei andauerndem Schneefall gut und wir baggern uns durch den Wald hinauf in Richtung Moar-Alm.

Nicht allzu lang, denn dann erreichen wir die Forststraße, die uns sehr eindeutig zur Moaralm bringt. An dieser gehen wir vorbei und steuern den Gipfelhang des Am Achls an. Und wieder beginnt der Wind sich dazu zu gesellen. Wir halten Sicherheitsabstände, denn auch die Sicht wird schlechter. Und als wir den Gipfel endlich erreichen, bläst der Sturm um uns herum. Die Sicht ist inzwischen auf ein paar weniger Meter direkt vor einem gesunken und wir suchen uns entlang der Aufstiegsspur den Weg nach unten.

Je tiefer wir kommen, umso besser wird auch die Sicht und der Sturm lässt etwas nach. Nur der Schneefall nicht, der hält an und wir sind inzwischen richtig nass. Zurück beim Berghotel Kasern ist uns allerdings auch schon wieder zum spaßen zu mute. Auch mit dem Am Achl haben wir einen weiteren schöne und leichten Gipfel im Tauferer Ahrntal erreicht. Wir hoffen auf besseres Wetter für den nächsten Tag, würden aber die Tourenwahl wieder sehr genau anpassen und planen müssen.

Tag 3 – Skitour auf die Wagnerschneidspitze (2898m)

Am nächsten Morgen erwartet uns ein Winterwonderland, dieses Mal aber mit reichlich Sonnenschein und sehr angenehmen Temperaturen. Die Vorfreude steigt, unsere Wahl ist auf die Wagnerschneidspitze gefallen. Dieses Ziel erscheint uns als sinnvoll und folgt auf den ersten Metern unserer Tour des Vortages, dort liegt inzwischen ja unsere Spur. Nach einem ausgiebigen Frühstück starten wir  wieder in Richtung Moaralm. Über den Sommerweg durch den Wald, dann wieder über die Forststraße bis zum Ende. Heute sind wir deutlich schneller als gestern, allerdings heizt uns bereits die Sonne ein und wir fühlen uns wie im Hochsommer.

Es ist verrückt. Gestern noch im Sturm mitten im Winter und heute heiß wie im Sommer. Wir halten uns heute etwas unterhalb der Moar-Alm und queren links raus in Richtung Hundskehljoch. Dabei queren wir die Waldner-Alm und halten uns unterhalb des Waldnersees. Hier oben ist es heiß und die Felle stollen schon auf. Das ist mühsam, aber vermutlich ein perfektes Training. Nur langsam nähern wir uns dem Hundskehljoch, denn wir werden gebraten. Die Sonne gibt ihr Bestes. Nach ein paar wenigen Spitzkehren erreichen wir das Hundskehljoch, auf dem uns der Wind etwas Abkühlung verschafft. Weiter geht es dann links über den Rücken hinauf auf ein weiteres kleines Plateau unterhalb des Gipfels der Wagnerschneidspitze.

 

Wir richten dort unser Skidepot ein und ziehen die Steigeisen an. Die letzten 100 Höhenmeter stapfen wir zu Fuß hinauf auf den exponierten Gipfel. Der bietet gerade so viel Platz, dass wir alle gemeinsam zur gleichen Zeit dort oben sein können. Es ist windstill und ein einfacher Traumtag. Die Aussicht ist gigantisch und reicht bis weit in die umliegende Bergwelt. Die Abfahrt gleicht einem Kraftakt, denn der Schnee ist schon mächtig tief und sulzig. Aber wir schaffen es und kommen braun gebrannt zurück im Hotel an. Ein extrem schöner Tag, mit einem fantastischen Gipfel. Sehr empfehlenswert, mit 1300 Höhenmetern.

Tag 4 – Skitour auf den Schüttalkopf (2773m) – ein stürmischer Abschluss

Auch am vierten Tag müssen wir unsere Tourenwahl der aktuellen Lawinensituation anpassen. Wir entscheiden uns eine südseitige Tour zu gehen, damit wir zumindest Chancen auf den etwas besseren Schnee für die Abfahrt haben. Wir entscheiden uns für den Schüttalkopf (2773m), der vor allem auch einen historischen Hintergrund hat. Er führt über das Krimmler Tauern Joch, Teil des Flüchtlingsweges mit entsprechendem Mahnmal. Zunächst legen wir den langen, flachen Weg in den Talschluss zurück und steigen dann sehr steil links hinauf.

Wir folgen dem Wegweiser „Lausitzerweg, Tauernalm“  hinauf bis zu einem großen Felsblock. Jetzt erreicht uns die Sonne und heizt uns sofort wieder ein. In einigen Serpentinen steigen wir nordwärts bis unter die Felsen (Taurköpfe) und wenden uns dann nach recht. Über einen Rücken steigen wir dann bis zur oberen Tauernalm hinauf. Dort machen wir eine Pause uns nutzen die Chance uns einiger Bekleidung zu entledigen.

Weiter starten wir und bruzzeln in der Sonne. Über schön gegliedertes Gelände geht es tendenziell eher rechts in mehreren kurzen Stufen mittelsteil bis unter die Neugersdorfer Hütte. Wir halten uns allerdings links davon und steigen bis knapp unter den überwechteten Sattel. Ein Geländer führt rechts durch die Steilstufe zwischen Felsen hinauf zum Krimmler Tauern Joch. Dort steht ein Kreuz und die Flüchtlings-Gedenkstätte. Wir nähern uns jetzt dem Pinzgau und sind quasi fast zu Hause.

Im Sinne des Aufstiegs gehen wir links, westwärts auf dem breiten Sattel. Über einige Wellen flach rechts der Wechten, bevor der Ostgrat des Schüttalkopfs langsam steiler wird. Mit dem Metern bergauf, nimmt auch der Wind zu und bläst uns den Schnee ins Gesicht. Wie kleine Nadelstiche, fast unangenehm. Den Gipfel erreichen wir im Sturm, genießen ihn aber trotzdem, denn er bietet einen fantastischen Blick. Wir entdecken ein Statement am Gipfelkreuz und lassen es unkommentiert. Nach nur kurzer Zeit machen wir uns auf den Rückweg. Nach 1.200 Höhenmetern erwartet uns auch heute schwerer, tiefer Schnee und fordert all unsere Oberschenkelkraft.

Das Tauferer Ahrntal hat sich von vielen Seiten in diesen vier Tagen gezeigt, aber im Grunde immer nur von seinen schönsten Seiten. Wir müssen wieder kommen, so viel ist klar, als wir gemeinsam wieder den Heimweg antreten.