Jetzt ist es bald soweit und wir fahren in den lang ersehnten Sommer-Bergsteiger-Urlaub in die Westalpen. Da liegt es natürlich nahe, noch einmal kurz zu trainieren. Immerhin habe ich meine neuen voll steigeisenfesten Schuhe noch nie getragen, meinen Westalpenrucksack gefüllt noch nie getragen und bin einen Gletscher im Sommer noch nie gegangen. Wie ich heute raus gefunden habe, hat Wu heute erst seinen zweiten 3000ner im Sommer bestiegen. Dabei sahen seine Schuhe schon sooo getragen aus, aber er zieht die Besteigung von 3000ner lieber im Winter vor. Somit sind wir also beide heute zu einem unbekannten Ziel aufgebrochen. Die Granatspitze (3086m) liegt in der Granatspitzgruppe inmitten der Hohe Tauern und ist ein, eher wenig im Sommer begangener 3000ner der meist von der Rudolfshütte aus gestartet wird.

Wir lassen es uns natürlich nicht nehmen, unsere Tour direkt vom Talschluss aus zu starten. Da um 07:00 in der Früh die Gondel noch nicht hinauf fährt, ist man komplett alleine, wenn man in Richtung Rudolfshütte startet. Die ersten Meter waren eher etwas schwerfälliger, scheiß Bergschuhe, wo sind unsere „Tourenbotschn“? und man oh man, wie schwer kann denn so ein Rucksack sein? 
Aufstieg zur Rudolfshütte
Schulterweh inklusive! Nach nur zwei Stunden standen wir auf der „kleinen“ Hütte. Dank Wu weiß ich jetzt auch, dass es nicht normal ist, wenn die Schultern weh tun vom Gewicht des Rucksacks, sondern dass man den Hüftgurt dazu nutzen sollte das Gewicht ein bisschen abzufedern und nicht nur zur „Deko“. 🙂
Weißsee mit der Rudolfshütte im Hintergrund
Auf dem Weg zur Granatspitze
Jedenfalls sind wir gleich weiter Richtung Granatspitze, vorbei am Weißsee, über den Rundweg um dann den doch steilen Steig hinauf. Über steile Schotterfelder macht man recht zügig viele Höhenmeter gut und über eine kurze Klettersteig-Passage gelangt man auf ein erstes Felsplateau, das die Sicht, auf das Sonnblickkees freigibt.
Start auf den Gletscher
Ich gebe zu, ich war ein bisschen aufgeregt, weil man schon deutlich drei wirklich große offene Spalten sehen konnte. Wir wurden auf diesem Stück noch von einem sogenannten „Speed-Hiker“ überholt, der in kurzer Hose und Turnschuhen an uns vorbei sauste. Wir waren schon gespannt, wie er wohl den Gletscher queren wird.  Wir haben uns dann ein schönes Plätzchen zum umziehen und Gletscherausrüstung anlegen gesucht und für eine erste kleine Pause. Nicht verwunderlich, wer dann zu uns stieß. Genau, der Speed-Hiker, der uns dann doch etwas verblüfft fragte, wie er denn jetzt so ganz ohne Ausrüstung am besten auf die Granatspitze kommen könnte. Unsere Antwort war klar und deutlich: GARNICHT! Das hat er dann doch selber auch schnell erkannt und hat den Rückweg angetreten. Somit waren wir auf dem Gletscher komplett alleine und ich durfte am Seil vorweg gehen und meine eigene Spur suchen. Gar nicht so leicht! „Schatzi, wo sind denn jetzt die Spalten?“ „Mhmmmm Du stehst gerade mitten auf einer!“ Wir kamen dennoch sicher vorwärts.
150HM unterhalb des Gipfels konnten wir Steigeisen und Seil ablegen und gegen doch anspruchsvollere Blockkletterei tauschen. Natürlich habe ich (Wu hat natürlich immer den Überblick über den richtigen Weg) irgendwie den Steig nicht richtig gefunden, also bin ich einfach mal gerade hoch. Puhh kniffliger Einstieg, aber dann haben wir einen guten Weg über den Ostgrat gefunden.
Einstieg Ostgrat Granatspitze
Ausblick vom Ostgrat
Gleich ist es soweit…
Eben Kletterei, die ganze Granatspitze besteht nur aus Blöcken! Alles zusammengefallen, aber wunderschön. Den Gipfel haben wir bei Sonnenschein und vollkommender Einsamkeit bestiegen, was will man mehr? 
Gipfel Granatspitze (3068m)
Wir halten fest: Mein erster Sommer 3000ner und Wu´s zweiter Sommer 3000ner! Schon witzig, wenn man bedenkt, dass Wu alles per Ski macht und ich meine ersten Erfahrungen mit den „Großen“ auf Ski gemacht habe. Und Ski hätten wir uns heute für den Abstieg auch herbei gewünscht. Es geht einfach schneller und einfacher und man hat mehr Zeit für das „Siegerbier“! Aber Ski hatten wir nicht dabei und Schnee war leider auch nicht mehr ausreichend vorhanden. Also zu Fuß wieder retour, diesmal haben wir den „einfacheren“ Abstieg von der Granatspitze gewählt und auch über den Gletscher ging es retour irgendwie schneller. Wir haben im unteren Teil auch noch die Restschneefelder genutzt um rutschend weiter runter zu kommen. Ich habe Wu heute natürlich auch noch gezeigt, wie es ausschaut, wenn ein Käfer auf dem Rücken liegt und  nicht mehr hoch kommt. Natürlich musste ich mich mindestens einmal auf den Schneefeld hinschmeißen, aber ich hoffe es haben nicht allzu viele Leute gesehen. 😉
Tja und dann, dann haben wir den LUXUS des österreichischen Bergtourismus genutzt. Ab der Rudolfshütte sind wir gemütlich mit der Gondel wieder zurück zum Parkplatz geschwebt…was für ein genialer Bergtag. Die Tour ist in jedem Fall zu empfehlen, den Stubacher Sonnblick haben wir uns für den Winter übrig gelassen. Die Daten: 1800HM vom Parkplatz Enzingerboden zur Granatspitze,