Wer gerne lange und vor allem einsam unterwegs sein will, der muss diese Tour in der Ankogelgruppe nachgehen. Aber es ist nicht unbedingt unsere Tour der Herzen. Weil bei dieser Tour nichts, aber auch wirklich nichts „gleich“ einmal erreicht wird. Als Heli und ich gemeinsam mit Werner vor kurzem am Heukareck waren, beschlossen wir auch, dass wir unbedingt mal auf das Haßeck gehen müssen. Das Haßeck ist nämlich gleich einmal um die Ecke und kann ja gar nicht so lange dauern. Drum haben Wu und ich uns heute kurzfristig entschlossen, das Haßeck als Tagesziel zu nehmen. Und wenn alles passt, nehmen wir doch auch noch den Schuhflicker (Arlspitze) mit. Spätestens jetzt hätten Wu´s Alarmglocken leuten sollen, Sabrina = Tourenplanung !! ohoh.

Pünktlich heute morgen sind wir also los vom Parkplatz des Klettergartens Schwarzach. Das der Weg bis zur Herzogalm eher über Forststraßen führt war ja bereits bekannt, auch dass es ein relativ weites Stück ist. Wu hat recht früh schon die Nerven verloren. Forststraße gehen und wo ist eigentlich endlich der Berg??? Nach nur 5KM beklagte er, dank seiner exzellenten Sockenauswahl am Morgen, schon zwei riesig große Blasen an den Fersen. Aber an Umkehr war nicht zu denken. Als wir endlich, wirklich endlich an der Schernbergalm angekommen sind, hatten wir schon 10KM auf dem Tacho stehen.

Meine Lust noch irgendwo hin zu gehen war schwindend gering und so hoffte ich mit ein bisschen „Zureden“ und Wu´s mittlerweile großen Schmerzempfinden zur Umkehr zu überreden. Aber nichts da. Auf zum Schuhflicker.

Trampelpfad steil Richtung Schuhflickersee
Der steile Pfad schenkte uns nichts, aber zumindest ging es endlich mal bergauf. Angekommen am Schuhflickersee ging es in 20min. weiter steil hinauf zum Gipfel.
Schuhflickersee, im Hintergrund Hias Wallner Steig und Hochegg
10min. zum Schuhflicker
Gipfel Schuhflicker (2214m) am 27.10.2013
Wir geben zu, so viel Schönheit hätten wir nie in dieser Gegend vermutet. Alleine waren wir am Gipfel allerdings nicht mehr. So einsam wir vorher waren, so viel Trubel gab es am Gipfel. Also nur ein kurzer Aufenthalt und schon ging es weiter. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann eigentlich sofort nach Hause. Aber nein, Wu wollte unbedingt die gesamte Gipfelkette gehen, damit er nie wieder einen Fuß in diesen Talkessel setzen muss. Der lange Jakobsweg hinein, hat uns beide mental etwas fertig gemacht. Über den Hias Wallner Steig vom Schuhflickersee aus, auf den langen Weg zum Haßeck. Der Steig führt stetig über den Grat. Zunächst über das Hochegg. An einigen Stellen bei der Überschreitung des Hocheggs ist Schwindelfreiheit und Trittsicherheit nötig. Natürlich haben wir noch den kurzen Abstecher zum Gipfel gemacht.
Gipfel des Hochegg, r. Schuhflicker
Gipfel Hochegg (2180m) am 27.10.2013
Beim Abstieg habe ich noch eine Flugphase mit eingebaut, vergleichbar mit einer Szene aus Matrix. Weiter über den herbstlichen Grat Stück für Stück in Richtung Urkübel und dann Haßeck.
Der lange Grat über Urkübel zum Haßeck
Paarseen
Der Weg ist wirklich wunderschön und entschädigt für den langen Weg hinein in den Talkessel. Irgendwann ging es dann endlich auf die Zielgerade des Haßeck, die wir im Sprint gegangen sind.
Kurz vorm Haßeck
Ich wollte nur noch, dass es endet! Am Gipfel haben wir uns dann ein bisschen Zeit für eine Jause genommen. Außerdem die Zeit genutzt zur mentalen Stärkung für den weiteren Jakobsweg hinunter, zurück zum weit entfernten Parkplatz in Schwarzach.
Gipfel Haßeck
Gipfel Haßeck (2119m) am 27.10.2013
Angeschlagen waren vier Stunden, die wir definitiv unterbieten mussten. Wu hatte massiv mit seinen offenen Blasen zu kämpfen und ich mit der fehlenden Lust den langen Weg abzusteigen. Da half nur eins: Laufen!
Abstieg vom Haßeck zur Heugatalm
Wir sind so schnell es ging gegangen…erst runter zur Heugatalm und retour auf der Forststraße zur Herzogalm und schlussendlich in unendlich vielen Serpentinen und Abkürzungen zurück zum Parkplatz. Wir haben es in 1,5 Stunden geschafft. Die Oberschenkel glühten, zumindest bei mir. Das Einsteigen ins Auto fiel nicht leicht, fühlte sich dann, aber umso besser an. Sitzen! Wu vertraut meinen Tourentipps nicht mehr, denn er hat das Gefühl, dass meine Einschätzungen zu Entfernungen nicht immer ganz realistisch sind.
Tagesfazit: 26KM 2000HM – es gibt sicherlich tausend schönere Aufstiege auf den Schuhflicker, aber keiner ist so wunderbar einsam, wie der von Schwarzach aus. Und natürlich schaffen es die Wusa´s genau den „längsten“ Weg zu finden. Es gibt nur eine bewirtschaftete Alm, das ist die Schernbergalm im Talschluss. Aber diese ist auch nur im Sommer bewirtschaftet.