Gipfel der Bischofsmütze.

Gelegenheiten sollte man beim Schopf packen. Mache ich gerne, als mich mein Bergrettungskollege fragt, ob ich ihn und zwei weitere Kollegen mit auf die Gr. Bischofsmütze begleite. Ein Gipfel im Gosaukamm, den man bei sehr vielen Touren in dieser Region immer im Blick hat, wir aber irgendwie noch nie oben gewesen sind. Also packe ich meine sieben Sachen: darunter auch Klettergurt, Selbstsicherung, Karabiner und Helm. Seile und Expressen übernehmen heute die Männer, worüber ich wenig traurig bin. Es ist schon am ganz frühen Morgen ziemlich heiß. An der Gr. Bischofsmütze zählt aber ganz sicher der Helm zum wichtigsten Utensil – ist ein ziemlicher Bröselhaufen.

Von der Unterhofalm auf die Hofpürglhütte

Vor nicht ganz so langer Zeit habe ich die Chance gehabt für das Bergwelten Online-Magazin einen Artikel über Filzmoos und die Region zu schreiben. Dort benenne ich die Gr. Bischofsmütze als einen Berg nur für Alpinisten, denn selbst der Normalweg verlangt Klettern im dritten Grat. Und es hat sich bewahrheitet. Wir fahren mit dem Auto zur Unterhofalm in Filzmoos und steigen zügig in Richtung Hofpürglhütte. In einigen steileren Serpentinen geht es durch die Latschen hindurch, dann wird es schon freier und die Hofpürglhütte schaut hervor. Verfehlen kann man die Hütte, die auch als Kletterstützpunkt dient. Wir gehen an ihr vorbei, es ist noch ruhig und wir sind nahezu alleine unterwegs.

Steiler Anstieg zur Gr. Bischofsmütze

Wir nehmen den Pfad auf Höhe der Hütte, zweigen ab und gehen unterhalb der Felswände nach links, also Westen. In kleinerem Auf und Ab und doch stetigen Bergauf steigen wir dann nach einer breiten Rinne recht aufwärts. Noch sind wir im Schatten, ins Schwitzen kommen wir trotzdem alle. Die Steigspuren sind steil und steil bleibt es bis zum Helmanlegeplatz. Wir erreichen das sogenannte Eiskarl, wobei wir hier nicht mehr auf Schnee und Eis treffen. Wir steigen weiter Richtung Eiskarlsattel immer steil bergauf, sehr steil. Vor dem Sattel biegen wir dann links auf den deutlich erkennbaren Steigspuren im Schutt höher, bis wir dann einen kleinen ebenen Platz direkt an der Felswand erreichen. Es ist der mit einem grünen A markierte Helmanlegeplatz und der Beginn der Route, wenn man so will.

Grüne Punkte markieren unseren Weiterweg

Wir steigen die ersten zwei Steilstufen im I. und II. Grad hinauf. Hier wären allerdings schon die ersten Bohrhaken und Abseilstände, wenn man sichern möchte. Am Südschluchtausgang befindet sich zu unserem Glück kein steiles Schneefeld mehr – aber hier ist ein perfekter Platz um die Kletterausrüstung anzulegen. Denn die Schlucht wartet jetzt mit fünf kurzen Seillängen (10-30m) im III. Grad und zwischendurch kurzem Gehgelände auf uns. In der Schlucht muss man leider kontinuierlich mit Steinschlag rechnen – daher ist eine Besteigung unter der Woche zu empfehlen. Denn der Abstieg geht leider genau durch den Aufstiegsweg. Beim Abseilen bleibt es fast nicht aus, dass Steine losgetreten werden. Als wir die Mützenscharte erreichen, wird das Gelände deutlich luftiger.

Da werden wir nur fast von einem Abseilgerät, das die Bergsteiger über uns verloren haben, erschlagen. Wir haben noch einmal zwei Seillängen im dritten Grad vor uns, und steigen dann frei die letzten zwei Seillängen zum Gipfel. Aber auf Grund der Ausgesetztheit könnte man hier ebenfalls sichern, da Standplätze zum sichern eingebohrt sind. Wir haben den Gipfel für uns ganz alleine – und können die Aussicht in alle Richtung voll genießen. Beeindruckend schaut der Dachstein aus, aber auch die Fernsicht bis in die Hohen Tauern.

Abseilen von der Gr. Bischofsmütze

Nach einem längeren Sonnenbad auf dem Gipfel machen wir uns an den Abstieg. Die ersten zwei Seillängen steigen wir frei ab. Dann starten wir mit dem Abseilen. Erst runter auf die Mützenscharte und von dort dann durch die Mützenschlucht zurück zum Anseilplatz. Wir lassen alles an und seilen uns auch noch über den zweiten Vorbau ab, weil es einfach schneller geht. Zurück am Helmanlegeplatz, steht uns nur noch der etwas längere Abstieg zurück zur Unterhofalm bevor. Die Sonne heizt inzwischen gehörig ein und die Hofpürglhütte würde auch schon mit einem Bier locken. Aber wir steigen direkt bis zur Unterhofalm ab – damit wir uns nicht später noch mal zu 400 Höhenmeter Abstieg nach ein oder zwei Bier aufraffen müssen. War die richtige Entscheidung. Wir lassen uns nach dieser Tour mit 1.200 Höhenmetern gut gehen.