Ein unbekannter Berg muss her – wir wollen mal wieder etwas Neues kennen lernen und uns bilden. Ok, das mit dem bilden stimmt in dem Fall nicht so ganz, aber ein bisschen was dazu gelernt haben wir auch. Sportgastein ist ein Juwel landschaftlicher Träume  und der Vorderer Geißlkopf ist 2974 Meter hoch und damit leider knapp kein 3000er. Dennoch ein sehr lohnenswertes Ziel, das nicht überlaufen ist, bei dem man auf den Spuren der Römer wandelt. Streckenweise nutzt man nämlich die alten Römerhandelswege, die nach Kärnten führen und das ist schon ziemlich cool. Das müssen schon ziemlich fitte Leute gewesen sein.

Auf einen Ratscher beim Mauthäuschen – verschlafenes Sportgastein

Als wir auf dem Weg sind nach Sportgastein scheint die Sonne schon prächtig. Es verspricht wieder ein schöner Tag zu werden und alles wirkt noch verschlafen. Selbst am Mauthäuschen am Eingang nach Sportgastein bleibt Zeit für ein Ratscher, weil kein Auto hinter uns ist. Er ist ein echtes Unikat mit rauchiger Stimme. Er wünscht uns einen schönen Tag mit einer tollen Tour und gutes Gelingen. Wir düsen weiter durch zum Parkplatz am Valeriehaus. Den Weiterweg, knapp drei Kilometer in den Talschluss, machen wir zu Fuß und kommen dabei vorbei an einigen schönen Almhütten, die alle zu einer Rast einladen. Wir wollen aber erst nach der Tour einkehren und suchen uns dabei schon mal die Schareckalm aus. Hoffentlich würden wir später ein Plätzchen im Schatten dort bekommen.

Steile und heiße Höhenmeter auf dem Weg zur Hagener Hütte

Am Talschluss, bei der Veitbauer Hütte angekommen, richtet sich der Weg in Richtung Hagener Hütte links hinauf. Über den Rücken steigen wir in Richtung des Eselkares in vielen, vielen Serpentinen der Sonne entgegen. Es ist heute richtig drückend schwül und wir laufen förmlich aus. Trinken ist oberstes Gebot und es gibt immer wieder die Möglichkeit die Flaschen aufzufüllen. Luke nutzt auch jedes Wasser dem wir über den Weg laufen. Das Eselkar liegt unterhalb der Hagener Hütte und ist weitläufig. Wir erreichen bei der Hälfte die Unterstandshütte – die aktuell zwei Vogelmamas ein komfortablen Unterschlupf bietet. Es ist schon ein langes Stück, das wir aufsteigen ehe wir die Querung zu Hagener Hütte endlich erreichen.

Die Querung führt und direkt unter die Hagener Hütte und wir erreichen den Niederen Tauern bzw. das Mallnitzer Törl und zweigen recht ab. Ein Wegweise zeigt den Weg zum Vorderen Geißlkopf an – die Hütte selbst scheint noch wie ausgestorben. Eine Sturmglocke aus alten Zeiten steht hier oben. Ich sehe so etwas heute zum ersten Mal, finde es aber ziemlich cool. Ich mal davon aus, jetzt wo ich gerade diesen Beitrag schreibe und es draußen sehr windig und nass ist, dürfte sie dort oben mächtig läuten.

Vorderer Geißlkopf – eine Gratwanderung zwischen Salzburg und Kärnten

Ab der Hagener Hütte verändert sich die Landschaft deutlich. Es wird felsiger, aber auch bröselig. Zunächst führt uns der Weiterweg in Richtung Westerfrölkekogel – ein unscheinbarer Gipfelkreuzloser Berg, den man auch noch mitmachen könnte, wenn man gerne möchte. Wir halten uns allerdings etwas unterhalb und steigen dann an ihm vorbei auf direktem Weg  zum Vorderen Geißlkopf. Es ist ein Grat dem man folgt, mal leichter, mal etwas anspruchsvoller. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ist hier ein Muss. Aber der Weg zieht sich schlussendlich auch ein bisschen.

Es geht ein paar Meter rauf, dann wieder etwas runter. Dann mal eher links, dann mal eher rechts vom Grat weiter. Das Gipfelkreuz strahlt dabei die ganze Zeit und wird nur langsam größer. Und abwechselnd können wir nach Kärnten oder Salzburg schauen. Die letzten Meter führen dann wiederum unterhalb des Gipfels vorbei und wir steigen über den Nordostgrat die letzten Meter hinauf zum Gipfel, die letzten zwei Meter davon sind sogar Seilversichert. Wir haben den Gipfel für uns alleine und das sollte auch für einige Zeit so bleiben. Wir lassen uns Zeit und genießen diesen unerwartet fantastischen Gipfel und machen Pause. Dieser Rundumblick ist schon gigantisch und lässt uns kurz beim Neuwirth-Steig und Schareck inne halten. Das war damals auch eine gigantische Tour.

Vorderer Geißlkopf: Flotter Abstieg mit Wind und Wolken im Nacken

Da der Wetterbericht Recht behalten sollte, machen wir uns beim Anblick der Wolken über Kärnten auf den Heimweg. In ein Gewitter wollen wir natürlich nicht kommen. Damit wir ein bisschen Spielraum noch haben, gehen wir also etwas flotter, vor allem auch, weil wir gerne auch noch in der Sonne auf einer Alm sitzen wollen. Der Grat lässt es an einigen Stellen sogar zu zu laufen…die Steilheit ist angenehm, die Bodenbeschaffenheit auch.

Dann queren wir noch schnell ein Altschneefeld und kommen bei der Hagener Hütte an. Heute braucht das Wetter also doch noch etwas und wir haben einen Moment Zeit. Wir „joggen“ zurück durchs Eselkar zur Unterstandshütte und dann weiter zurück zur Veitbauern Hütte. Dann gehen wir die knapp drei Kilometer zurück und kehren bei der Schareckalm ein. Es ist sicherlich eine der kleinsten Hütten hier und sehr urig. Die Kühe grasen um uns herum und die Brettljause schmeckt vorzüglich. Ein gelungener Tourentag hier in Sportgastein, dem Winterparadies mit echten Sommerschmankerl. Zur Tour selbst: 1500 Höhenmeter und 17 Kilometer.