Zurück auf dem Gletscher und im Fels – es fühlt sich gut an nach all der Lauferei. Back to the roots so zu sagen. Wir haben uns die Plauener Hütte in den Zillertaler Alpen raus gesucht für ein Wochenende in unseren geliebten Bergen, für die Besteigung von zwei wunderbaren 3000ern. Hoch über dem Zillergrund thront die Reichenspitze mit 3303 Metern Höhe und der Kuchlmooskopf mit 3214 Metern am höchsten Punkt. Während die Reichenspitze noch einigen bekannt ist, ist der Kuchlmooskopf wohl ein eher unbekannter Berg, aber mit seinem ganz eigenen Reiz. Ich bin eher per Zufall auf die Plauener Hütte gestolpert – denn das Zillertal ist meistens für den Berliner Höhenweg bekannt und die an diesem liegenden Hütten und Gipfel. Für ein Wochenende ist die Plauener Hütte aber einfach perfekt und das Tourengebiet wirklich schön und ruhig. Keine Massen, kein Anstellen bei Engstellen oder gar Essen im Schichtbetrieb. Und wir haben noch mit Abstand keine Unterkunft mit einem solchen Herz für Hunde erlebt. Luke hat das Wochenende residiert wie ein König und dafür sagen wir schon vorab unser großes Dankeschön an Edith und Ihr Team.

Mit dem letzten Bus des Abends hinauf auf die Staumauer Zillergrund

Wir machen uns am Nachmittag nach der Arbeit auf den Weg nach Mayrhofen im Zillertal und werden an der Mautstelle zum Zillergrund mit den Worten begrüßt: „Ab 17:00 isch frei“. Das freut uns natürlich sehr und wir düsen bis zum Parkplatz Bärenbad. Ab diesem Punkt geht es nur noch zu Fuß oder mit dem Bus hinauf zur Staumauer. Und wärend wir das Auto ausräumen, steht da der Bus. Die letzte Auffahrt des Tages steht an und wir sind die einzigen, die noch mitfahren wollen. Ja wir geben es zu – wir haben den Bus gewählt hinauf zur Staumauer. Oben angekommen, setzen wir unseren Aufstieg ziur Plauener Hütte zu Fuß fort. Zunächst entlang des Stausees und dann zweigen wir links auf den Steig ab – der in einigen Serpentinen und eigentlich immer unterhalb der Materialseilbahn hindurch führt. Wir haben eine wunderbare Stimmung an dem Abend erwischt und unendliche Ruhe. Die Hütte wird sehr schnell sichtbar und wir freuen uns schon aufs Abendessen. Luke ist uns immer einen Moment voraus und wird natürlich auf der Hütte als erstes von Edith begrüßt. Typisch, dieser Hund weiß wie er es machen muss. Dafür bekommen wir gleich unser Abendessen in der gemütlichen Stube und es ist wider Erwarten nicht überfüllt. In unserem Zimmer wartet selbst für Luke ein extra für ihn hergerichtetes Bett auf ihn. Damit hat das Team der Plauener Hütte bei uns natürlich schon sofort gewonnen.

Auf die Reichenspitze (3303m) – ist ja gar nichts los hier

Um sieben Uhr gibt es Frühstück und es ist reges Treiben auf der Hütte und trotzdem ziehen nur ganz wenige Seilschaften los in Richtung Reichenspitze. Wenn wir uns nicht verzählt haben, dann waren es mit uns ingesamt nur vier Seilschaften. Das ist natürlich gar nichts und sehr angenehm, wenn man sich am Berg ganz auf sich konzentieren kann.  Luke bleibt zu dieser Tour heute auf der Hütte. Edith (Hüttenwirtin) hat angeboten, dass sie sogar mit Luke raus geht, damit er nicht so lange alleine ist. Was für ein Luxus. Hinter der Hütte startet unsere Tour hinauf zum Kuchlmooskees. Der Weg ist sanft steigend und führt uns ans Ende des Gletschers. Etwas unterhalb ziehen wir bereits die Steigeisen an für einen besseren Halt in den steileren Altschneefeldern. Schlussendlich dann eben auch die Gletscherausrüstung und binden uns ins Seil ein. Die ersten Meter hinauf ins Kuchlmooskees sind steiler, dann wird der Gletscher deutlich flacher. Einige Spalten sind zu übersteigen, generell würden wir aber nicht von einem „gefährlichen“ Gletscher sprechen. Anseilen ist aber in jedem Fall ein Muss – sofern man nicht alleine unterwegs ist. Wir ziehen zunächst zur Reichenspitze hinauf. Wir umgehen einige Spalten links und halten uns dann in Richtung Grat. Die zwei anderen Seilschaften haben wir bereits am Anseilplatz überholt. Einzig eine Seilschaft ist schon sehr früh los und im Abstieg von der Reichenspitze. Wir treffen auf sie als wir in der steilen Firnflanke unterhalb des Gipfels sind.

Blockgelände auf den letzten Metern zur Reichenspitze

Die Firnflanke liegt hinter uns und wir treffen auf Blockgelände. Die Steigeisen lassen wir an, die Stecken bleiben im Depot, genau wie unser Seil. Ein kurzes Stück durch losen Schutt und dann wieder in den Schnee. Ein schmaler Grat liegt vor uns, der dann wieder in einer Firnflanke mündet. Alles in allem die ganze Zeit über sehr steil und imposant. Im Gipfelaufschwung wechseln wir wieder in loses Blockgelände mit Altschnee zum Teil. Die Steigeisen geben uns ein sicheres Gefühl und festen Halt. Am Gipfel der Reichenspitze auf 3303 Metern sind wir alleine: Es ist windstill, die Fernsicht ist gigantisch und es ist so schön warm. Wir warten mit dem Abstieg bis die uns nachfolgende erste Seilschaft am Gipfel ankommt. Wir möchten nicht Gefahr laufen, dass wir Steine los treten. Im unteren Bereich treffen wir dann noch auf die andere und damit letzte Seilschaft des Tages – wir verlieren ein paar Worte. Jeder genießt die Ruhe heute hier am Berg. Am Depot nehmen wir unser Seil und die Stecken und steigen die steile Firnflanke ab.

Die Einzigen am Kuchlmooskopf (3214m)

Unten am Gletscher seilen wir wieder an und spuren hinüber zur kleinen Scharte zwischen Kuchlmooskopf und Wildgerlosspitze. In den letzten Tagen scheint hier niemand mehr gewesen zu sein, denn wir spuren. Am Grat angekommen, legen wir unsere Steigeisen ab und auch das Seil. Die folgenden Meter führen durch Blockgelände mit leichten Kletterstellen (I.) hinauf auf den Gipfel. Es ist Gelände in dem ich mich wohl fühle und ich kann den Aufstieg sehr genießen. Auf dem Gipfel des Kuchlmooskopf auf 3214 Metern sehen wir dann leider auch schon das Schlechtwetter, dass angekündigt war. Daher verlieren wir nicht so viel Zeit am Gipfel auch wenn es cool ist zu wissen, dass wir zumindest heute die Einzigen auf dem Haupt des Keesnamensgeber sind. Luke wartet sicher auch bereits auf uns, also steigen wir wieder ab. Auch hier am Depot ziehen wir die Steigeisen wieder an und seilen an. Zügig treten wir den Retourweg über den Gletscher an – es ist warm und drückend, ein Kaltgetränk wäre jetzt fein. Am Ende des Kuchlmooskees verstauen wir unsere Ausrüstung wieder im Rucksack und sind nach kurzer Zeit wieder zurück in der Hütte. Luke darf als erstes wieder aus dem Zimmer raus und freut sich, dass wir wieder da sind. Währenddessen erzählt uns Edith, das sie drei Mal mit ihm draußen war und er Würstchen bekommen hat. Wirklich, das glaubt einem ja keiner. Wir sind so begeistert um so viel Fürsorge Luke gegenüber, das wir es selbst fast nicht glauben können. Luke ging es also mehr als gut. Gemeinsam lassen wir den Tag vor der Hütte ausklingen, saugen die Sonne auf, genießen gutes Essen und sind happy über diesen tollen Tourentag.

Und dann kam das Wetter – Abstieg von der Plauener Hütte

In der Nacht auf Sonntag schlägt das Wetter deutlich um und es gewittert. Am Sonntag kündigt die Prognose auch nicht wirklich Besserung an. Wir entscheiden uns also für den Abstieg mit zwei neuen, wunderbaren 3000ern in der Tasche. Es nieselt als wir absteigen, etwas später schüttet es. Da sitzen wir aber schon im Auto – also alles gut. Trotzdem wollen wir es nicht missen ein bisschen Werbung für die Plauener Hütte zu machen. Sie ist einm Juwel in den Zillertaler Alpen, dass ist wirklich so. Was für uns vielleicht positiv gewesen ist, ist für die Hütte natürlich nicht immer wünschenswert. Im Verhältnis war nichts los und wir würden es der Hütte natürlich anders wünschen. Wir haben eine sehr gepflegte Hütte vorgefunden, sehr gut gegessen und extrem liebe Wirtsleute angetroffen. Auch die Offenheit Luke gegenüber hat uns überwältigt. Das Tourengebiet ist durchaus relevant und hält einige 3000er bereit – zwei, drei Tage lassen sich dort sehr gut gestalten. Vielleicht schaut auch Ihr mal dort vorbei – es lohnt sich.