Ausblicke am Stubaier Gletscher ©www.wusaonthemountain.at

Überall Fotos von Skitouren. Und wir? Wir sitzen zu Hause. Das geht doch nicht. Ich muss los. Ich muss dort hin, wo gefühlt momentan alle sind – auf den Gletschern Österreichs. Ich muss Skitouren gehen. In meiner Angst etwas zu verpassen, habe ich Wu völlig überstimmt und seine Einwände, dass es halt einfach keinen Schnee hat, verstummen lassen.

Das geht schon, es muss gehen, die anderen gehen doch auch alle. Wu stimmte ein, widerwillig, weil er einfach nicht gerne in Skigebieten oder Pisten unterwegs ist. Es ist zwar ein spitzen Training, aber irgendwie können wir uns dafür nicht motivieren. Und eigentlich wollen wir Skitouren gehen, ohne Ski tragen zu müssen und im freien Gelände. Wenn das noch nicht geht, dann trainieren wir einfach weiterhin mit den Laufschuhen.
Und dennoch habe ich naiv wie ich bin versucht kurzfristig noch ein freies Zimmer im Stubaital zu bekommen. Da kann ja noch nicht so viel los sein. Mit einem Lächeln sagten mir 12 Pensionen, dass sie voll seien und ich verlor schon ein bisschen die Nerven. Momentan tummeln sich am Wochenende bis zu 10.000 Skifahrer pro Tag auf dem Stubaier Gletscher. In Fulpmes wurde ich dann aber fündig – ein kleiner Bauernhof „Roasn-Hof“ mit den wohl nettesten Gastgebern, die man sich vorstellen kann.

Es gab also keine Ausrede mehr, die Taschen waren schnell gepackt und wir fuhren am Freitag (28.11.) ins grüne Stubaital. Ja, es war grün und warm, und gar nicht winterlich. Egal, denn das würde schon werden. Aber wir beide hatten schon das ungute Gefühl, das alle Faktoren, die wir eigentlich meiden, zusammen kommen würden. Wir entschlossen uns am Samstag (29.11.) um sieben Uhr zu frühstücken, um dann vorzeitig an der Bahnstation des Stubaier Gletschers zu sein. Wir fuhren pünktlich los, um dann im Stau zu stehen. Die Zeit verflog, das war kein guter Start für uns.

Wir mussten uns auf Grund des wirklichen Schneemangels, der im unteren Bereich herrschte und der weit fortgeschrittenen Zeit entschieden wir uns, ein Ticket zu lösen. Ein Ticket, dass uns hinauf auf 2900m und den Partyhimmel brachte. Alles hat seine Berechtigung, der Meinung sind wir wirklich, aber – und sei es auch ein noch so gutes Training – Pistengehen ist so gar nichts für uns.

Daher fühlte es sich sehr komisch an, unser Start zur Skitour zum Wilden Pfaff. Nach einer Abfahrt von der Bergstation, haben wir dann irgendwann das Pistengebiet hinter uns gelassen, nicht aber die Apre-Ski Musik, die auf Grund der Windrichtung, unsere Begleitung war. Aber wir wollen nicht jammern, denn die Sonne meinte es sehr gut mit uns. Es war warm und windstill. Nachdem wir den Gaiskarferner abgefahren sind, haben wir unterhalb des Schlepplifts zum Pfaffenferner rüber gequert.

Unterhalb des Gaiskarferners ©www.wusaonthemountain.at

Nach der ersten Steilstufe, ging es dann mäßig steigend zum Pfaffenjoch hinauf. Hier fühlten wir uns recht einsam und konnten die umliegende Bergwelt sehr genießen. Am Pfaffenjoch ging es dann in den Schatten. In der Nordflanke des Zuckerhütls querten wir in den Pfaffensattel hinaus, um dann gerade weiter in Richtung des Wilden Pfaff´s (3456m) aufzusteigen. In der Ostflanke des Zuckerhütl war so viel los, dass wir uns einfach zu einem späteren Zeitpunkt, etwas mehr Ruhe erhofften.

Kurz vorm Pfaffenjoch ©www.wusaonthemountain.at
Querung entlang der Nordflanke des Zuckerhütls ©www.wusaonthemountain.at

Wir gingen also leicht ansteigend nördlich vom Zuckerhütl ostwärts über den Sulzenauferner Richtung Pfaffensattel und davor mit einem kurzen Linksschwenk nach Osten zum Beginn des Nordwesthanges des Wilden Pfaffs. Am Anfang dann noch steiler über den Nordwesthang, dann seicht steigend und angenehm zum Gipfel. Dieser war natürlich sehr gut besucht. Der Ausblick unbezahlbar und die Schlechtwetterfront stand in Südtirol. Das war ein interessantes Wetterspiel.

Wu am Gipfel des Wilden Pfaffs ©www.wusaonthemountain.at
Gipfel Wilder Pfaff (3456m) am 28.11.2014
Ausblick nach Südtirol – das Wetter steht an ©www.wusaonthemountain.at



Das formschöne Zuckerhütl vom Wilden Pfaff aus ©www.wusaonthemountain.at

Wir hielten uns nur kurz dort oben auf, machten uns zügig wieder abfahrtsbereit. Über die Aufstiegsroute ging es auch wieder runter, bevor wir dann den Ostrücken des Zuckerhütl ansteuerten.

 Aufstieg über den Ostrücken des Zuckerhütls ©www.wusaonthemountain.at
Wu ist schon weiter oben ©www.wusaonthemountain.at
Vom Skidepot aus ©www.wusaonthemountain.at

Es war inzwischen wirklich etwas weniger los.  Wir machten unser Skidpot, legten die Steigeisen an und stiegen die steile Ostflanke hinauf. Im recht guten Stapfschnee kamen wir gut weiter hoch. Die Bedingungen waren sehr gut, und wir machten Meter nach oben.

Die steile Ostflanke … ©www.wusaonthemountain.at
…ging´s rauf ©www.wusaonthemountain.at
Ich mag den Fels… ©www.wusaonthemountain.at

Den Gipfel erreichten wir dann schon fast alleine. Nur vier weitere Personen genossen mit uns diesen wunderschönen Gipfel.

Andächtig am Gipfel … ©www.wusaonthemountain.at
…Wu kommt nach ©www.wusaonthemountain.at
Gipfelfreuden mit DJ Ötzi ©www.wusaonthemountain.at
Gipfel Zuckerhütl (3507m) am 28.11.2014
©www.wusaonthemountain.at

Einziger Vermutstropfen: Es war der zweite 3000er des Tages, den wir nicht klassisch von unten gegangen waren und das hinterließ einen größeren faden Beigeschmack, als gedacht.

Fakt war, ich habe es einfach nicht erwarten können und damit war ich es irgendwie auch selber schuld. Der richtige Winter wird schon kommen und damit auch der Start in die Skitouren-Projekte, nach unseren Vorstellungen, so wie unser Anspruch eben ist. Wir machten uns an den Abstieg, fuhren dann mit den Ski zurück zum Gaiskarferner.  Nach einem kurzen Gegenanstieg, folgte eine schöne Abfahrt bis zur Mittelstation, wo uns dann die Gondel wieder zum Parkplatz gebracht hat.

Begleitet wurden wir von Massen von Skifahrern und deren feucht fröhlichen Stimmung – ein drei Promiller ist da wohl Normal-Zustand. 🙂 Zurück am Auto, kam dann die große Erkenntnis – in Zukunft bleiben wir unseren Grundätzen treu. Ja, wir hätten schon irgendwie von unten mit Ski auf dem Rücken gehen können, um anschließend die Piste aufzusteigen. Ja, es bleibt momentan auch niemanden eine andere Möglichkeit und es ist grundsätzlich auch in Ordnung so. Ich will aber auf den Schnee warten und solche Berge standesgemäß von unten und vollständig mit Ski gehen.

Und wenn der Winter eben noch nicht kommt, dann trainiere ich so lange ohne Ski, mit meinen Laufschuhen oder Bergschuhen.

Trotz alle dem waren es zwei wunderschöne Gipfel in einer faszinierenden Bergwelt und ein toller Tag. Und wer kann schon sagen, er hatte musikalische Untermalung am Gipfel des Zuckerhütls?
 

Impressionen ©www.wusaonthemountain.at

Die Stubaier Alpen haben viel zu bieten und wir kommen sicher wieder, im Winter, wenn der Schnee geradezu nach uns schreit.

Panorama ©www.wusaonthemountain.at
©www.wusaonthemountain.at

 Mit auf Tour waren die Mountain Equipment Arete Hooded Jacket (Sabrina) und die Mazeno Jacket (Wu), zu denen es bald einen Testbericht geben wird.