Kurz vorm Gipfel

Die Wermutschneid ist für mich (Wu) eine der schönsten Skitouren im Tennengebirge. Wenn es geht diese Tour zu beschreiben, fallen mir viele Worte dafür ein. Am besten passt wohl: #awsome. Diese Tour lässt keine Wünsche offen: Tragepassagen, steile Flanken, Grate, herrliche Ausblicke. Aber die Bedingungen müssen halt passen. Ski-technisch würde ich die Tour nach SAC Skala mit S+ bewerten.

Startpunkt in der Wengerau – die Wermutschneid im Blick

Es ist früh am Morgen, ich bin noch etwas müde. Die üblichen Verdächtigen stehen schon bereit. Heute bin ich mit Simon, Schurli von den Gangart Jungs, Berni & Wall-E unterwegs. Wie üblich ist das Tempo etwas höher als ich es sonst gewohnt bin, aber egal. Auf dem Weg zum Einstieg in den Trog, wird viel geplaudert. Den einen oder anderen habe ich schon länger nicht mehr gesehen. Am „Jagasteig“ angekommen, müssen wir schon das erste Mal die Ski tragen. Bis zum Rücken heißt es hier Ski in die Hand oder auf den Rucksack.

Nach ein paar Minuten stehen wir am Rücken auf dem Weg zum „Trog“: Dieser Aufstieg geht rechts am Hochthron zu den Mittleren Streitmandl hinauf. Der Schnee ist über die Nacht pickelhart gefroren. Der Anstieg ist steil, stürzen sollte man hier nicht. Daher kommen gleich die Harscheisen zum Einsatz. Spitzkehre für Spitzkehre geht es nach oben. Rechts von uns leuchtet die Sonne bereits in die Wermutschneid. Ich denke darüber nach, wie die Bedingungen in der Wand selber sind: Ist es hart? Wenn ja, reicht die Sonne für Firn?

Firn oder kein Firn – das ist hier die Frage

Es ziehen immer wieder Wolkenfelder durch, der Wind geht. Während ich einen Ski vor den anderen setze, höre ich ein „Knarzen“. Hebe den rechten Ski und dabei klimpert schon mein Harscheisen davon, gebrochen! Super, denke ich mir. Hilft ja nicht, die restlichen Teile vom Harscheisen packe ich in den Rucksack. Ich ärgere mich über die doofen „Renn-Harscheisen“. Ja genau die musste ich haben, die haben ja wirklich 12g weniger als die „normalen“!  Typisch das mir das passiert.

Aber jetzt hilft es nicht, geht es halt mit einem Harscheisen weiter. Das ist anstrengender, aber es geht halbwegs. Die Jungs sind inzwischen schon weiter oben am Kessel kurz vor dem letzten Steil-Aufschwung vom Trog. Ich hechel hinterher. Ich spüre das ich deutlich mehr die Hände zum Gehen benutze als sonst. Egal, das ist alles Training.

In der Steilstufe ist wieder alles hart. Deswegen nehme ich die Ski auf den Rucksack und gehe gerade noch oben. Schurli hatte die gleiche Idee und ist ein paar Meter über mir. Wenigstens muss ich keine Spur legen und stapfe nach. Simon und Berni sind bereits wieder raus aus der Steilstufe. Wall-E kämpft sich weiter rechts von mir hoch.

Die Wermutschneid ist nichts für Anfänger

Es ist kalt am Plateau, die Sonne kommt immer nur kurz heraus. Deshalb entscheiden wir uns noch nicht direkt über den Grat zur Wermutschneid zu gehen, sondern in der Edelweißerhütte am Mittleren Streitmandl noch 30 Minuten zu warten. Wir haben die Befürchtung wenn der Schnee in der Schneid so hart ist wie im Trog, dann ist es noch zu früh für die Abfahrt. Wir spuren weiter links auf das Streitmandl, der Wind ist stark und es ist sehr kalt, kälter als gedacht. Im Winterraum warten wir dann bei einer kleinen Jause. 😉

 

 

Nach ca. 30 Minuten ist es dann soweit: Wir entscheiden uns direkt am Grat zum Gipfel der Wermutschneid zu gehen. Berni bevorzugt die Variante Ski am Fuß und quert auf der Rückseite unterhalb des Grates hinüber. Andreas H. kommt plötzlich daher und wir stehen kurz danach gemeinsam am Gipfel. Berni & Wall-E sind die ersten die einfahren in die Schneid. Der Schnee ist ok.  Leider hat es auf dieser Seite nicht durchgefroren oder die Sonneneinstrahlung war schon zu stark. Es ist ein bisschen“zu“ tief.

 

 

Unten an angekommen sehen wir ein Schneebrett das über das Ochsenkar abgegangen ist. Wir entschließen uns über das Ochsenkar zu queren und über den Jagasteig wieder raus zu fahren. Gute Entscheidung, am Rücken des Trogs erwischen wir noch ein paar Höhenmeter mit perfekten Firn.

Ein grandioser Tag geht zu Ende. Eine grandiose Tour.