Wir hatten uns mit unseren lieben Freunden Steve, Sandra, Marcus und Kim zu einer gemütlichen Wanderung zum Carl-von-Stahlhaus verabredet. Das war am Sonntag, den 30.Oktober. Wir wollten dem eigentlich wieder einmal guten Wetterbericht glauben und uns ein bisschen bewegen, vielleicht sogar auf den Schneibstein. Aber auch dieses Mal, wie bereits am Vortag bei unserer Tour auf den Tristkopf, stimmte der Wetterbericht so gar nicht. Das sollten wir zu einem späteren Zeitpunkt der Tour dann auch noch feststellen.

Und ja, als wir am Parkplatz Hinterbrand ankamen, befanden wir uns inmitten einer touristischen Hochburg – die Wanderer waren los. Die ersten 20 Minuten gingen wir gemütlich zur Jenner Mittelstation, als wir nicht wie alle anderen direkt links über die Piste hinauf zur Mitterkaseralm abzweigten, sondern der Straße weiter geradeaus folgten.

Und trotzdem den Massen entkommen

Es wurde dadurch deutlich leerer und auch wieder ein wenig ruhiger. Der Nebel hatte uns fest im Griff und wir hofften auf Sonne oberhalb des Gipfels. Der Forststraße folgten wir weiter in Richtung Schneibsteinhaus, dass etwas unterhalb des Carl-von-Stahlhaus liegt. Hier und da kürzten wir durch den Wald etwas ab, folgten aber größtenteils der Forststraße. Es zog weiterhin eher zu, als dass sich die Wolken endlich öffneten. Wir zogen trotzdem gut gelaunt und Kaiserschmarrn in Aussicht weiter. Noch ein paar Kehren und dann waren wir oben auf der Deutsch-Österreichischen Grenze, die hier oben so gar nicht sichtbar war.

Das ist nach wie vor ein großes Privileg, dass wir in der EU noch immer einfach so zwischen den Ländern rumhüpfen können. Und dann erreichten wir das Stahlhaus. Wir fanden sogar einen Platz. Und ehe wir saßen, packte Wu und mich die Unruhe. Und ja ihr dürft jetzt gerne schimpfen. Aber wir haben es einfach nicht ausgehalten, nicht auf den Schneibstein zu gehen. Wir ließen unsere Getränke stehen und schossen nach draußen. Wir würden ja so oder so gleich wieder da sein. Der Schneibstein ist der leichteste 2000er der Berchtesgadener Alpen.

Wieso können wir nicht einfach mal in Ruhe sitzen – Schneibstein bei Schneegraupel?

Also liefen wir los, damit wir unsere Liste erweitern können. Und als wir bei der Hälfte der Strecke waren, fragten wir uns dann schon, was eigentlich mit uns los sei. Wir ertragen es schon nicht mal mehr, einen Gipfel nicht zu gehen, wenn er in scheinbar greifbarer Nähe ist. Wir gingen über leichtes Gelände, durch Latschen. Der Fels am Weg war extrem speckig, was für die hohe Frequenz an Begehungen sprach. Und dann erreichten wir die lange Flanke des Schneibstein. Pünktlich mit diesem Erreichen, erreichte uns auch der eiskalte Wind und der Regen. War ja klar, dass wir jetzt unbedingt noch los mussten.

Dahin war auch die Vorfreude vielleicht heute mal ein wenig über das Hagengebirge zu blicken. Je höher wir stiegen umso stärker wurde der Regen und wechselte über zu Graupel und Sturm. Das Gipfelkreuz erreichten wir, machten ein Selfie und stiegen unverzüglich wieder ab. Unter Flüchen, warum wir das jetzt unbedingt machen mussten. Wir hätten auch einfach auf einen guten Kuchen in der Hütte sitzen bleiben können. Dann wären wir vor allem auch nicht so nass geworden und den Zeitlupen-Sturz in den Schlamm, hätte ich mir auch erspart. Aber immerhin waren wir am Gipfel des Schneibstein. Haken hinter.

 

Als wir durchnässt zurück beim Carl-von Stahl Haus ankamen, hatten wir unsere Freunde doch etwas warten lassen. Wir zogen also ohne Kuchen und Kaiserschmarrn wieder los. Wir machten uns auf dem „Normalweg“ runter zur Mitterkaseralm und weiter hinab zur Mittelstation der Jennerbahn. Dieses Mal fast auf dem direkten Weg, das Wetter klarte etwas auf. Es war trotz alledem ein schöner Tag mit Freunden und knapp 1300 Höhenmetern. Aber ja, den Abstecher auf den Schneibstein, hätten wir uns wohl sparen können und für besseres Wetter aufheben.