Olympus Mons Evo auf Camp 2 (5300m) ©www.wusaonthemountain.at

Es gibt Dinge im Bergsteigerleben, die machen einfach glücklich. Die erhöhen den Puls und rufen Erinnerungen hervor. So geht es uns, wann immer wir jetzt unseren Bergraum betreten und einen Blick auf unser dortiges Schuhregal werfen.

Denn dort steht er, dass Herzstück eines jeden Höhenbergsteigers, die Versicherung für warme Füße trotz eisiger Kälte – unser Expeditionsschuh. Unser La Sportiva Olympus Mons Evo in den Größen 42 und 45.

Kommt man auf die Idee eine Expedition in die Höhen dieses Schuh´s zu machen, dann hat man ohnehin momentan eine überschaubare Auswahl an Schuhen, die in Frage kommen könnten. Am bekanntesten sind sicherlich die Modelle von Millet und Scarpa, die man neben unseren Schuh auch reichlich auf Expeditionen findet. Warum wir uns jetzt aber für den Olympos Mons Evo von La Sportiva entschieden haben, lässt sich in ein paar Punkten beschreiben und diese wollen wir Euch hier erläutern.

Der Olympus Mons Eco – ein leichtgewichtiger Gigant 
Wer uns kennt, der weiß, dass wir sehr gerne überall an Gewicht sparen, wo wir nur können und daher ist das wirklich schlagkräftigste Argument das leichte Gewicht des Schuhs. Mit 2520g für ein paar mittlerer Größe ein wirkliches Fliegengewicht im Vergleich zu seinen Mitbewerbern und ist dadurch sicherlich momentan ganz vorne.

Unser Liebling frisch eingetroffen ©www.wusaonthemountain.at
Im Gepäck ©www.wusaonthemountain.at

Der Aufbau – Zwiebelprinzip mit hochfunktionellen Materialien 
Der wärmende Außenschuh ist mit einer fest integrierten Gamasche umgeben, die keinen Schnee eindringen lässt und die Wärmeleistung leicht erhöht – das ist vor allem im Waden- und Schienbein-Bereich sehr angenehm, weil man hier, in Kombination mit einer Gore-Tex Überhose deutlich die Wärme spüren kann und sich der untere Bein-Bereich schön eingepackt fühlt. Gamasche, Außenschuh und Innenschuh bestehen jeweils aus einem mehrschichtigen System, durch das ein hohes Maß an Wärmeleistung garantiert werden kann. Die Gamasche besteht aus abriebfestem Cordura und einer isolierenden Neopren-Barriere im Fuß-und Fersenbereich. Auf diese folgt dann im Außenschuh eine Mischung aus Nylon (uns Frauen ist das durch unsere „schönen“ Feinstrumpfhosen bekannt) mit einer Filz-Isolierung. Filz ist nicht nur ein schönes „Bastel-Material“, sondern findet vor allem auch im wärmenden Bereich in der Verarbeitung seine Funktion. Außerdem wurde mit Polyethylen und Aluminium zur Kältereflektion gearbeitet.
Auch der Außenschuh arbeitet mit der Aluminiumschicht ©www.wusaonthemountain.at

Der Innenschuh – der große Arbeit leisten muss – ist aus einem isolierenden, hochdichten Polyethylen-Schaum und einer weiteren Aluminiumschicht, welche die Wärme an den Fuß zurückstrahlt. Ich habe das mit einem ganz einfachen Tipp selbst testen können, wie gut das system im Innenschuh funktioniert. Ist der Innenschuh nach einer Nacht auf 5300 Metern noch so kalt, genügt es, zwei, drei Mal hineinzuatmen und dann gleich mit dem Fuß hineinzuschlüpfen. Der Schuh speichert die Wärme des Atems und man steigt in einen „warmen“ Innenschuh.

Der Innenschuh mit dem Aluminiumschicht ©www.wusaonthemountain.at

Damit das komplexe System nicht durch scheuern kaputt geht, gibt es ein Schutznetz an der Innenseite, das verhindert, dass die Isolationsschichten durch Scheuern beschädigt werden.

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Ineinander gesteckt ©www.wusaonthemountain.at

Die Schnürung und der Reißverschluss – läuft flüssig und zuverlässig

Nach dem wir unseren schuh das erste Mal anprobiert hatten, waren wir kurz beunruhigt. Das Schnürsystem des Innenschuhs und des Außenschuhs waren zu kurz – zumindest für uns. In all unserer nervösen Freude über das Paket, haben wir die Möglichkeit der Schnürsenkel-Anpassung gar nicht registriert. Aber kein Grund zur Sorge, man kann die Schnürsenkel super anpassen und verlängern wenn nötig und nach dem wir das getan hatten, freuten wir uns über das simple, aber perfekte Schnürsystem. Die Schnürung läuft flüssig, super schnell und hält durch den Klettverschluss fest. Und auch der Außenschuh kann schnell mit dem Schnürsystem geschlossen werden. Man braucht mit etwas Gefühl nicht länger als 3-4 Sekunden und die Schnürung ist abgeschlossen.

Das Schnüssystem ©www.wusaonthemountain.at

Einen kleinen Abstrich würden wir beim Reißverschluss der Gamasche machen wollen. Die läuft nicht immer ganz flüssig im Bereich des Fußrückens (da muss die Gamasche drüber) und kostet mit kalten Fingern auch schon mal ein paar Nerven  – im oberen Bereich läuft er dann umso besser. Der Kletterverschluss schließt die ganze Sache rund ab.

Der Schutz übern Reißverschluss ©www.wusaonthemountain.at

Optik – einen schlanken Fuß macht er nicht, hat aber einen hohen Wiedererkennungswert

Gibt es überhaupt einen Schuh derer Klasse, der einen schlanken Fuß macht? Natürlich wäre es gelogen, wenn wir sagen, es ist nicht alles ein bisschen klobig und wuchtig, aber man gewöhnt sich sehr schnell an den Schuh und das Gehen. Am Ende unserer Expedition ist er uns schon völlig normal vorgenommen und das trotz des jeweils um zwei Nummern größeren Unterschied. Der Look des Schuhs ist auffällig und schon von der Weiten ist zu erkennen, dass es sich um den Schuh von La Sportiva handelt. Die Optik im klassischen La Sportiva Gelb ist unverkennbar und auch die Schriftzüge lassen keine Zweifel aufkommen. Für uns steht die Optik zweifelsohne für den Schuh aller Schuhe. Und selbst in Gr. 45, fühlt man sich nicht wie mit Elefantenfüßen und hat trotzdem ein gutes Gefühl!
Die Praxis – anfängliche Skepsis wechselte in leichte Routine
Ja wir geben es zu, man macht sich schon so seine Gedanken über die Handhabung, Schlepperei und Praxis zu diesem Schuh am BErg unter erschwerten Bedingungen. Über das An- und Ausziehen im engen Zelt, wenn draußen mal wieder der Sturm tobt, ob die Wärmeleistung hält was sie verspricht, wenn Eis und Kälte über den Boden hinauf kriechen wollen und ob wir damit überhaupt leicht gehen können. Was ist mit Blasen – hätten wir den Schuh vorher „eingehen“ müssen? Auf unserer Expedition zum Pik Lenin (7134m) haben wir über die Frage, ob es echt schon ein 8000ner Schuh oder doch nur ein 6000ner-Schuh sein muss, nicht lange überlegen müssen. warme Füße sind einfach essentiell auf so einer Unternehmung. Leider nimmt der Schuh natürlich viel Platz weg in den Packtaschen, weshalb einige den Schuh schon im Flugzeug tragen. Das kam für uns nicht in Frage – und wir haben ihn gut verpacken können. Der Schuh ließ sich zu jeder Zeit unkompliziert anziehen, wir haben einfach immer den Innschuh hinaus geholt, sind rein geschlüpft und dann in den Außenschuh. Das ließ sich immer unkompliziert so umsetzen. Ob nun im Camp 1 auf 4300m und steinigem Untergrund, genau wie auf Camp2 auf 5300m auf Schnee und Eis. Zudem konnten wir ohne Probleme mit dem Innenschuh den Weg zur Toilette auf uns nehmen oder „nur“ im Innenschuh auf dem Schnee im Camp rum laufen. Die Füße blieben zu jeder Zeit warm. Eine besondere Herausforderung wurde eine Nacht und ein früher Morgen im Camp 2 (5300m), wo es so eisig kalt war, dass innerhalb von Sekunden alles eingefrohren ist. Und Christian, der wirklich nicht empfindlich ist, rief sofort nach seinen dicken Daunenhandschuhen. Und ja, da müssen wir zugeben, war uns einen Moment lang kalt in den Schuhen, als wir diese, frisch aus dem Zelt, angezogen hatten. Das legte sich aber innerhalb kurzer Momente und unsere Füße wurden wieder warm. Eine Kältbrücke zu den Steigeisen konnten wir auch nicht bemerken und so blieben unsere Füße im Aufstieg und auch im Abstieg von 6100m immer warm – aber man fängt ein bisschen das Schwitzen an, wenn man den ganzen Tag drin ist. Daher ist es sicherlich ratsam, wenn es höher hinaus geht, mit Dampfsperren zu arbeiten – obwohl der Innenschuh wirklich gigantisch schnell trocknet. Auch wenn die Sonne mal nicht vom Himmel scheint.

Sehr bequem beim Gehen ©www.wusaonthemountain.at
Stylisch auch gut kombinierbar! Gipfel des Pik Razdelnaya (6148m) ©www.wusaonthemountain.at

Man bekommt außerdem sehr schnell ein gutes Gefühl beim Gehen und man gewöhnt sich an den Olympos. Wir haben es zum Schluss schon gar nicht mehr registriert, so einen Gigant am Fuß zu tragen und auch die Blasen und offenen Stellen an den Füßen blieben aus. Und das, obwohl wir ihn vorher nicht eingelaufen hatten. Ok – ich habe ihn ein paar mal bei der Haushaltsreinigung getragen, aber das zählt ja nicht. Wichtig ist aber: Der Händler empfiehlt mindestens eine Nummer größer als normal den Schuh zu nehmen. Wir sagen, bitte nehmt zwei Nummern größer. Dicke Socken, Wasseransammlung im Fuß – da kann es sonst schon ziemlich eng werden. Ich habe eigentlich Größe 40 und habe den Schuh in 42 – und es war die beste Wahl, denn er saß trotzdem angenehm eng und war unter keinen Umständen „zu“ groß. Gleiches gilt für Christian, der eigentlich 43 hat und mit seinem 45er sehr gut beraten war. Die Betonung liegt noch mal auf „KEINE BLASEN“….das hat uns dann restlos überzeugt, dass dieser Schuh zu unserem absoluten Liebling in unserem Bergraum geworden ist. Und über die Langlebigkeit dieses Produkts brauchen wir erst gar nichts zu sagen – das entschädigt auch ein wenig für den Anschaffungspreis von fast 800€. Dafür wird er Euch ein treuer Begleiter sein. Wir freuen uns schon auf die nächste Expedition mit unserem Olympos Mons Evo.

Wir sind der Überzeugung das die Expeditionsschuhe der Mitbewerber auf einem ähnlich guten Niveau agieren, haben uns aber auf Grund des geringen Gewichts für den Olympos Mons Evo entschieden. Der ist nämlich momentan der leichteste seiner Klasse auf dem Markt.