Ich habe keine Ahnung, ob Mozart je Laufschuhe anhatte und ob es zu dieser Zeit schon so etwas wie Trailrunning gab. Aber wenn er begeisterter Trailrunner war, dann bin ich am Sonntag auf seinen Spuren über die Salzburger Stadtberge beim Gaisbergtrail (23 Kilometer / 1200 Höhenmeter), im Rahmen des Salzburger Trailrunning Festivals, gelaufen.

Wetterprognosen die nerven – kalt und nass

Sieben Wochen Laufpause. Das ist mal eine Ansage. Aber diese sieben Wochen Laufpause habe ich wohl gebraucht, nach dem Transalpine Run. Zur Regeneration vor allem mental. Und vermutlich hätte es vernünftigere Einstiege ins Lauftraining gegeben, aber garantiert nicht so einen spannenden Einstieg. Ich habe den Startplatz für den Gaisbergtrail fast nicht ausschlagen können und diesen vom Veranstalter Sepp Gruber zur Verfügung gestellt bekommen. Das ganze Wochenende hätte ich allerdings nicht durchgestanden, wenn ich gerade meinen Muskelkater spüre. Aber auf Anfang. Ich schaue aus dem Fenster, es schüttet. Hat es gestern schon. Die Prognose sagt zumindest das es trocken werden soll in Salzburg, garantieren kann sie es nicht. Ich sitze mit Tom und Silke im Auto und fahre nach Salzburg. Wu ist bereits vor Ort zum Fotos machen. Es tröpfelt immer noch als ich meine Startnummer abhole und es ist richtig kalt. Ich stelle mich  zu unserer kleinen aber feinen Runde. Steve ist auch schon da. Silke ist heute unser Support. Zumindest gedanklich. Mir wird sie auf der Strecke ziemlich fehlen.

Startschuss und eine Stufenhölle – Mozart muss ganz schön fit gewesen sein

Der Startschuss fällt und wir setzen uns in Bewegung. Ziemlich schnell, aber das habe ich erwartet. Ich reihe mich frühzeitig recht weit hinten ein, auch wenn ich das gar nicht bewusst tue. Über den Mozartplatz geht´s zur Imbachstiege und rauf auf den Kapuzinerberg. Ja ich gebe es zu, es ist die Hölle. Stufe für Stufe fährt mir das Laktat ein und meine Beine sind schwer. Nach der Imbachstiege sehe ich Nora, die mich anfeuert. Ich freue mich total und würde am liebsten einfach bei ihr stehen bleiben. Aber ich lasse mich im Sog der Läufer mitziehen und komme gar nicht mal so schlecht voran. Aktuell kann ich die Ausblicke auf Salzburg genießen, während wir in der Reihe gehend die letzten Stufen zum Kapuzinerschlössl steigen. Das ich nicht am Limit bin, wäre allerdings gelogen. Aber was soll es, ist ja irgendwie auch wieder ganz lustig. Alle Stufen richtig ZIB wieder runter. Ich tanke an der ersten Labestation und freue mich über die lieben Worte, die Noras Mama für mich findet. Das baut immer sehr auf. So richtig viele Läufer sind nicht mehr um mich herum, aber mir ist das egal. Mozart hat sich auf seinem Weg zum Kühberg sicherlich auch immer etwas Zeit gelassen.

Kühberg und Gaisberg – Nebel und keine Aussicht

Es ist inzwischen zwar trocken, aber der Nebel lichtet sich nicht. Und als ich nach ein paar Kilometern durch ein Wohngebiet zum Steig hinauf Richtung Kühberg komme, freue ich mich erneut über Stufen. Ja dieses Salzburg ist einfach ein geniales Laufgebiet. Mitten in der Stadt und doch so grün und anstrengend. Der Trail windet sich steil nach oben und ich habe mehrmals das Gefühl ich gehe einen Schritt zurück als einen vor. Das könnte aber auch an meinem Maximalpuls liegen, den meine Uhr gerade anzeigt. Wer hat noch gleich seine Stecken vergessen? Zu dumm, dass meine Stecken im Bergraum schlummern, während ich sie jetzt sehr gebrauchen könnte. Also wechsel ich in den Kilian Jornet Beast Modus, der hat schon immer geholfen. Und schraube mich immer weiter rauf. red Bull Cola genehmige ich mir bei der zweiten Labestation und gehe gleich weiter. Wieder geht es steil über viel Wurzelwerk nach oben. Vom Kühberg ein Stück bergab, dann aber wieder nach oben. Bei einem Bauern mit zwei Pferden vorbei, wieder ein Stück bergab und umso steiler über einen Trail wieder nach oben. Aber keine Aussicht. Ich hätte mir so sehr einen Ausblick gewünscht. Inzwischen bin ich schon recht einsam und als ich den Gaisberg-Rundweg erreiche bin ich komplett alleine. Oder ich sehe meine Mitstreiter auf Grund des Nebels nicht. Ich jogge vor mich hin und dann biege ich auch schon steil nach rechts ab Richtung Gaisbergspitze. Endlich sehe ich wieder ein paar Mitstreiter und kann zu ihnen aufschließen.

Sind wir schon oben und wo geht´s jetzt lang?

Die letzten Höhenmeter des Tages fahren noch mal ganz schön rein. Ob Mozart sich das auch gedacht hat, als der die Gaisbergspitze erreicht hat? Ich weiß es leider auch nicht, bin aber froh, dass ich heute keinen Meter mehr nach oben machen muss. Wieder trinke ich Red Bull Cola und treffe auf Wu. Er läuft ein Stück vor mir und macht noch ein paar Bilder, bevor er dann im Downhill und Nebel verschwindet. Kurze Zeit später hole ich ihn wieder ein, erneut laufen wir ein Stück zusammen. Dann biegt er steil rechts ab, während ich weiter Richtung Campingplatz in Aigen – vierte und letzte Labestation beim Gaisbergtrail- versuche, Gas zu geben. Ich bin im Downhill sogar richtig locker und kann ein paar Meter machen. Selbst die letzten vier Kilometer durch Aigen und entlang der Salzach machen mich heute nicht müde. Es ist zwar wirklich nicht mein Lieblings-Terrain, aber das ist heute egal. Auf dem letzten Kilometer begleitet mich Silke dann auch noch ein Stück und mit ihr verfliegt, sowieso alles wie im Flug. Oft genug hätte ich sie heute gerne bei mir gehabt, mit ihr sind die Trails einfach lustiger und leichter irgendwie. Mozart wäre mir natürlich auch Recht gewesen, aber vermutlich hatte der mit Trailrunning nicht viel am Hut. Dennoch hat er uns absolut spannende Trails in Salzburg hinterlassen, die ich heute, trotz Laktat-Überschuss wirklich genießen konnte. Cool war´s.

Das Event im Fazit, vor allem der Gaisbergtrail

Was Sepp Gruber und sein Team jedes Jahr hier in Salzburg auf die Beine stellen ist gigantisch. Niemand, aber auch wirklich niemand sollte das Trailrunning in und rund um Salzburg unterschätzen. Nicht nur als Saisonabschluss, sondern generell würde ich das Salzburger Trailrunning Festival empfehlen. Das sind einfach zwei Tage lang volle Action pur und Genuss. Selbst Mozart wäre begeistert, was hier immer Ende Oktober passiert. Vielleicht gebe ich mir im nächsten Jahr wirklich beide Tage, aber dann nur, wenn ich nicht sieben Wochen vorher Laufpause hatte. Ach stimmt: Wu ist auch mal mitgelaufen und hat seine damalige Laufpause auch mit dem Gaisbergtrail beendet. Warum sind wir uns nur so ähnlich? Ach ja: Hier noch das Ergebnis: Mit 3:48:43,42 habe ich den 26. Platz  bei den Damen und den 7. Platz in der Klasse Elite 2 w erreicht. Tendenziell aber wirklich eher im hinteren Feld. 🙂